Auf die Bühne, fertig, ups ...

08.09.2021 | von Sigrid Schnaubelt
... so gelingen Aufführungen garantiert (nicht). Das Hirtenspiel steht vor der Tür und du bist völlig planlos? Text lernen? Das ist fad! Auf einer Bühne stehen? Vielleicht sogar alleine? Hilfe! Hier erfährst du, worauf es wirklich ankommt.

Alles steht und fällt mit dem Stück

Was wäre eine Aufführung ohne eine Geschichte, die gespielt wird? Sucht euch in der Gruppe gemeinsam eine Geschichte aus, die euch begeistert, die für eure Gruppe altersgemäß ist und die sich gut nachspielen lässt. Achtet unbedingt darauf, dass es auf jeden Fall genügend Rollen für alle Kinder gibt, die mitspielen möchten. Empfehlenswert sind auch Theaterstücke mit Erzähler*innen, das heißt, die Rahmengeschichte wird aus einem Buch vorgelesen. Online findet ihr viele fertige Theaterstücke. Eine selbst ausgedachte Geschichte macht eure Aufführung aber zu etwas ganz Besonderem. Vielleicht traut ihr euch auch zu ganz ohne Drehbuch und fertiger Geschichte als Improtheater aufzutreten? Eurer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, solange ihr euch alle dabei wohlfühlt.

 

Jede Aufgabe ist wichtig

Ein tolles Theaterstück braucht nicht nur motivierte Mitspieler*innen. Nicht alle Kinder (und Erwachsenen) stehen gerne auf einer Bühne oder vor Publikum. In der Jungschar ist es uns wichtig, dass kein Kind die eigenen Grenzen überschreiten muss, um Teil der Gruppe zu sein. Das heißt, kein Kind muss eine Rolle als Mitspieler*in übernehmen. Das ideale Theaterstück bietet einerseits mehrere Rollen mit Sprechtext, Erzählerrollen und aktiven Rollen ohne Sprechtext. Diese Rollen ohne Sprechtext sind jedoch nicht nur Teile der Kulisse (z.B. ein Baum) sondern dürfen genauso aktiv sein, ihr Tun wird sprachlich von den Erzähler*innen begleitet. Mindestens genauso wichtig sind andere Aufgaben rund um die Aufführung. Sie sind oft viel weniger sichtbar, werden aber gleich wertgeschätzt wie alle Rollen der Mitspieler*innen.

Solche Aufgaben sind beispielsweise:

  • Gestalten der Kulisse und Kostüme
  • Souffleuse/Souffleur
  • musikalische Umrahmung
  • Fotografieren und Filmen während der Aufführung
  • Verpflegung der Gäste 
  • Kontrolle der Eintrittskarten

Am Ende der Aufführung gibt es immer einen Applaus für alle Mitspieler*innen. Wichtig ist aber auch der Applaus für alle, die eine weniger sichtbare Aufgabe übernommen haben. Ohne sie wäre eine Aufführung nicht möglich. 

 

Gemeinsam statt einsam

Rund um eine Aufführung sind viele Entscheidungen zu treffen. Nicht alle Entscheidungen sollte das Gruppenleiter*innen-Team alleine treffen. Vieles kann bestimmt von euren Jungscharkindern entschieden werden. Wer soll welche Rolle übernehmen? Welches Stück wollen wir spielen? Wer wird als Publikum eingeladen? Wollen wir überhaupt vor Publikum spielen? 
Um gemeinsam zu guten Entscheidungen zu kommen, gibt es viele Möglichkeiten, die über die klassische Abstimmung hinaus gehen. Ihr könnt beispielsweise Pro- und Kontraargumente sammeln, diese diskutieren und eine für alle passende Entscheidung treffen. Für eine gemeinsame Entscheidung ist es unbedingt notwendig, dass allen zugehört wird und jede*r ausreden darf. Eine weitere Möglichkeit wäre, die Aufgabenbereiche aufzuteilen und in kleineren Gruppen für diese verantwortlich zu sein. Alle, die sich für die Kulisse verantwortlich fühlen, dürfen gemeinsam entscheiden, wie sie diese gestalten wollen. Kinder wachsen an der Verantwortung, die ihr ihnen zutraut. 

 

Übung macht die Meister*innen, Spaß erst recht!

Für eine gute Aufführung braucht es genügend Zeit, viele Vorbereitungen und jede Menge Übung. Achtet darauf, dass die Proben abwechslungsreich sind und Spaß machen. Baut unbedingt Spiele ein, verwendet verschiedene Methoden, um die Aufführung zu erarbeiten und achtet auf genügend Pausen. Die Aufführung muss nicht perfekt sein, aber ihr sollt unbedingt Spaß und Freude am Spielen haben.

Zusätzlich gilt es auch beim Theaterspielen die Grundlagen der Jungscharpädagogik zu beachten.

Aufgaben der Gruppenleiter*innen:

  • mitspielen
  • mögliche Gefahren wie beispielsweise Gegenstände beseitigen
  • eventuell den Raum begrenzen
  • niemals die Augen verbinden!
  • Erklärungen immer zusätzlich vorzeigen und nachfragen: "War ich verständlich?"
  • Sprachwahl: leicht verständlich und positiv wertschätzend
  • Spieltempo positiv steuern und Aggressionen vorbeugen
  • Anregungen aller Kinder aufgreifen
  • wertschätzende, motivierende Kommentare
  • Goldfischsituationen verhindern

Spiele und Proben werden beendet, wenn:

  • es brutal wird
  • sich jemand weh tut
  • das Spiel fad wird
  • die Zeit um ist

 

Viel Spaß und toi toi toi!

Sigrid Schnaubelt

ist Jungschar-Pfarrleiterin in der Pfarre Steyr-Ennsleite und ist schon lange Teil des voll.bunt Redaktionsteams.