Bitte möglichst laut!

04.04.2022 | von Florian Poltschak
… denn wir wollen ja die Glocken ersetzten und das sollen auch alle hören!

Das ist eine direkte Aufforderung an die Minis, wenn es darum geht in der Karwoche beim Ministranten*innendienst einmal ganz und gar nicht leise sein zu müssen.

 

Warum aber fliegen die Glocken nach Rom

und was passiert in der Karwoche überhaupt?

Palmsonntag: Jesus zog auf einem Esel in Bethlehem ein. Der Esel steht für Bescheidenheit und damit möchte sich Jesus bewusst von einem prunkvollen Herrscher unterscheiden. Die Menschen haben ihm zugejubelt und Palmbätter geschwenkt. In Erinnerung daran werden heute Palmbuschen gebunden und bei der Palmprozession mitgetragen.

Gründonnerstag: Zwischen dem Jubel der Menschen am Palmsonntag und der Gefangennahme Jesu liegen nur wenige Tage. So schnell kann die Stimmung schwanken. Mit seinen engsten Freund*innen feiert Jesus das Pessachmahl, das traditioneller des Auszugs der Israeliten aus Ägypten. Zuvor wäscht Jesus seinen Jüngern die Füße, wie es damals üblich war. Allerdings übernahmen diese Aufgaben die Bediensteten und nicht der Hausherr selbst. Jesus möchte uns damit zeigen, wie wir Menschen untereinander umgehen sollen: Respektvoll wollen wir einander helfen und dienen.

Karfreitag: Jesus wurde verhaftet und zum Tod verurteilt. Schock, Fassungslosigkeit und Angst herrscht unter den Jüngern. Sie wissen noch nichts von der Auferstehung.
Wir aber dürfen hoffen, denn Jesus hat den Tod überwunden. So verehren wir bei der großen Kreuzverehrung nicht das Kreuz, sondern Jesus selbst, der uns gezeigt hat, dass der Tod nicht das Ende bedeutet.
Die große Kreuzverehrung ist eine ganz besondere Zeremonie, die von den Minis zuerst ausgeführt wird. Als Zeichen der Trauer läuten am diesem Tag keine Glocken. Auf die Gebets- und Gottesdienstzeiten machen die Ministrant*innen mit ihren Ratschen aufmerksam.

 

Über das Ratschn

Die Glocken läuten vor Ostern das letzte Mal beim Gloria am Gründonnerstag, als Zeichen der Trauer über den Tod Christi. Erst am Karsamstag stimmen die Glocken - wieder beim Gloria freudig zur Verkündigung der Auferstehung ein.

 

Aufgabe der Ratschen

Das Läuten der Glocken will die Bevölkerung an die Gebetszeiten sowie an die Gottesdienste erinnern. In der Karwoche entwickelte sich als Ersatz für die Glocken das Ratschen. Diese Aufgabe fiel den Minis zu, da - als die Glocke noch nicht motorisch betrieben wurden und vielerorts auch das Läuten dieser zu ihrem Dienst zählte. So ratschen auch heute die Minis am Gründonnerstag und am Karfreitag zu den Gebetszeiten und zu den Gottesdiensten.

 

Ratschersprücherl

Aus dem Angelusgebet folgt auch das Ratschersprücherl: „Wir ratschen, wir ratschen, den englischen Gruß, den jeder katholischer Christ kennen muss.“ Mit „englisch“ ist hier der Gruß des Engels Gabriel an Maria (lat. Ave Maria) gemeint als er ihr verkündet, dass sie Jesus zur Welt bringen wird.

 

Ratscherfrühstück

Mit dem Ratschen gibt es in vielen Pfarren die Tradition der Ministrant*innen auf ihren ehrenamtlichen Dienst in Laufe des Jahres hinzuweisen. Wenn, wie in manchen Orten der Brauch, von Haus zu Haus gezogen wird, macht es Sinn, das gesammelte Geld in die Mini-Kasse einzuzahlen und dann z.B. einen gemeinsamen Ausflug zu machen. In Leonding werden Lebensmittel gesammelt für ein gemeinsames Ministrant*innen-Frühstück am Karsamstag in der Früh.

 


aus MinZe 16 und MinZe 13, Zeitung der Ministrantinnen und Ministranten der Pfarre Leonding St. Michael.

Florian Poltschak

ist langjähriger Mini-Verantwortlicher in der Pfarre St. Michael, Leonding und war Mitglied im Mini-AK.