Hanna Steiner
Juristin u. Abteilungsleiterin beim Verein Schuldnerhilfe OÖ
Was hast du in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen für dein Leben/deinen Beruf gelernt?
Die Zeit in der Jungschar war für mich eine sehr prägende. Ich habe nicht nur viele liebe Menschen kennengelernt, mit denen ich mich bis heute verbunden fühle.
Ich habe auch gelernt
- vor Gruppen zu stehen und mir Gehör zu verschaffen
- so zu erklären, dass es nachvollziehbar und verständlich ist
- Teamsitzungen zu gestalten und zu leiten
- Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen
- Konflikte im Team und in der Gruppe gut zu lösen
- Kinder (als sehr kritisches Publikum) zu begeistern
- alte Strukturen zu hinterfragen und Neues zuzulassen
die Liste lässt sich fortsetzen :)
Welche Werthaltungen hast du aus der Jungschar/von den Minis/durchs Sternsingen mitgenommen?
- Kooperation und Teamgeist beflügeln uns
- Vielfalt und Unterschiede sind bereichernd und es ist für alle Platz
- Spiritualität kann manchmal ganz still und einfach, manchmal laut und bunt gelebt werden
- Freundschaft, Gemeinschaft und Miteinander machen stark
- Verantwortung übernehmen und miteinander arbeiten verbindet
Wie hat die Zeit in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen deine Beziehung zur Kirche beeinflusst?
Die Zeit in der Jungschar hat meine Beziehung zur Kirche sicher sehr positiv beeinflusst. Obwohl ich inzwischen ein kritisch-distanziertes Verhältnis zur Kirche als Institution habe, war die Zeit bei der Jungschar eine sehr bereichernde. Bis heute finde ich die Jungschar und insbesondere das Sternsingen eine hervorragende Sache und ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte.
Günther Lainer
Kabarettist
Was hast du in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen für dein Leben/deinen Beruf gelernt?
Für mich waren die Zeit als Ministrant und die Jugendgruppe (ist schon ein paar Jahre her) ganz wichtig für meine Entwicklung und für meinen beruflichen Werdegang. Ich hatte damals einige Vorbilder, die mich geprägt haben und ich habe heute noch gute Freunde von damals. Durch diese engagierten Menschen wurde ich gestärkt und wurde immer selbstbewusster. Ich habe dort eine besondere Gemeinschaft erlebt. Wir haben diskutiert, gesungen und wir haben viel gelacht. Mich hat die Jugendgruppe in meiner schwierigsten Zeit aufgefangen und mir Halt gegeben. Später habe ich eine Ausbildung (Seminar für kirchliche Berufe) zum Pastoralassistenten absolviert und dort meinen zukünftigen Kabarettpartner kennen gelernt. Mittlerweile bin ich seit 22 Jahren hauptberuflich Kabarettist und ich habe sogar schon zwei Kirchenkabarettprogramme („Ich bin der Weinstock und ihr seid die Flaschen“ und „Aktion Schaf“) mit Ernst Aigner gespielt.
Hier eine Strophe von einem Lied aus „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Flaschen“
Angenommen, man soll für Katholiken,
die ganz Frommen, die gern recht heilig blicken,
Kabarett spieln', dann sei dir gewiss,
dass für Leut’, die nur im Keller lachen,
und die nie was Unanständig’s machen,
das eine Heidenarbeit is!
Welche Werthaltungen hast du aus der Jungschar/von den Minis/durchs Sternsingen mitgenommen?
Gemeinschaft, Zusammenhalt, Spaß, Solidarität, miteinander funktioniert alles besser als allein, auf andere Rücksicht nehmen …
Wie hat die Zeit in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen deine Beziehung zur Kirche beeinflusst?
Meine Beziehung zur Kirche ist ambivalent! Ich habe viele Menschen erlebt und ich kenne auch noch viele Menschen in der Kirche, wo ich die „Frohe Botschaft“ gespürt habe. Leider präsentiert sich die offizielle Kirche, oder wie man so schön sagt, die Amtskirche oft anders als die Basiskirche.
Johannes Behr-Kutsam
Geschäftsführer Modehaus Kutsam
Was hast du in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen für dein Leben/deinen Beruf gelernt?
Als Jungscharleiter hab' ich gelernt, Kinder (=Menschen) zu begeistern. Jungscharlager sind Großübungen für Planung, Durchführung und Krisenmanagement. Ich hab' Besprechungskultur gelernt und wie man unterschiedliche Charaktere in die Arbeit einbindet. Ich hab' die Freude erlebt, gemeinsam etwas zu schaffen und sich auf andere verlassen zu können, die auch für die gemeinsame Sache brennen.
Bei Bewerbungen ist eine "Jungscharvergangenheit" ein Merkmal für engagierte, selbstständig handelnde Mitarbeiter*innen.
Welche Werthaltungen hast du aus der Jungschar/von den Minis/durchs Sternsingen mitgenommen?
Mit Fröhlichkeit und Zusammenarbeit erreicht man sehr viel. Sich mit einer Selbstverständlichkeit und Freude (nicht Opferbereitschaft) für andere einzusetzen und dabei auch noch Spaß zu haben. Ein intuitives Gottvertrauen. Mehr ein Gott-Erleben durch die Gemeinschaft.
Wie hat die Zeit in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen deine Beziehung zur Kirche beeinflusst?
Disziplin und Beständigkeit sind im Leben und auch im Glauben wichtig, um zu wachsen. Gleichzeitig ist Disziplin oft herausfordernd, schwierig.
"Lasset die Kinder zu mir kommen." sprach Jesus. Kinder beobachten uns und machen uns nach. Ich will dazu beitragen, dass sie gesunde, gute Beziehungen zueinander und eine erfüllte Gottesbeziehung finden. Sie sind dadurch für mich Ansporn, mein eigenes Leben immer wieder neu an den Botschaften des Evangeliums auszurichten. Dadurch werd' ich ein besseres Vorbild und ein glücklicherer Mensch.
Fabian Grüneis
DJ Greenice und Bürgermeister von Waizenkirchen
Was hast du in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen für dein Leben/deinen Beruf gelernt?
Schon in besonders jungen Jahren durfte ich beim Vorbereiten von Jungscharlagern mithelfen. Ich erinnere mich gerne an diese ersten Erfahrungen im ehrenamtlichen Engagement, dem gemeinsamen Arbeiten in Teams und dem Organisieren.
Welche Werthaltungen hast du aus der Jungschar/von den Minis/durchs Sternsingen mitgenommen?
Auf jeden Fall die Wichtigkeit von ehrenamtlichem Engagement für ein gutes Miteinander. Seien es Jugendgruppen, die Sternsinger-Organisation oder größere Jungscharlager - alles lebt vom Einsatz vieler Freiwilliger.
Wie hat die Zeit in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen deine Beziehung zur Kirche beeinflusst?
Als Ministrant war ich sicher wesentlich öfter in der Kirche, als ich es sonst gewesen wäre. Womöglich war das mitunter ein Grund, dass ich auch im Fach Religion maturiert habe.
Miriam Priewasser
Sozialarbeiterin beim Verein Neustart (Straffälligenhilfe)
Was hast du in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen für dein Leben/deinen Beruf gelernt?
Das Leiten und Anleiten von Gruppen unterschiedlichen Alters. Von noch sehr jungen Jungscharkindern über Jugendliche und auch Erwachsene war alles dabei. Gerade als Lagerleitung leitet man nicht nur eine Gruppe von Erwachsenen, sondern ist der Kopf der Gruppe, bei dem alle Fäden zusammenlaufen und es ist einiges an Organisationsgeschick gefragt. Sich auf Kinder/Jugendliche unterschiedlichen Alters und deren Bedürfnisse gut einstellen können ist sicher auch noch ein weiterer Punkt, den ich erwähnen kann. Und dann gibt es noch eine Menge mehr, die Jungschar ist ein großartiger Lernraum.
Welche Werthaltungen hast du aus der Jungschar/von den Minis/durchs Sternsingen mitgenommen?
Nächstenliebe, Wertschätzung unterschiedlicher Lebensentwürfe, Über-den-Tellerrand-hinausschauen und Interesse/Einsatz für eine faire Welt für alle.
Wie hat die Zeit in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen deine Beziehung zur Kirche beeinflusst?
Die Jungschar zeigt für mich die positiven Seiten an der Kirche. Fortschritt, Mut und Offenheit. Jungschar ist für mich gelebte Nächstenliebe, da sie ihre Türen für alle öffnet. Das ist ja leider abseits der Jungschar in der Kirche nicht immer der Fall, weshalb Jungschar für mich viel mehr Bedeutung hat als die Kirche an sich. Jungschar ist so bunt wie das Leben!
Stefan C. Leitner
ehem. Bundesvorsitzender / Schulleiter einer katholischen Privatschule
„Kinder und Jugendliche ernst nehmen und in ihrem Aufwachsen begleiten, fördern und unterstützen", dies ist sicherlich etwas was ich aus der Jungschar mitgenommen habe in meinen Beruf und für mein eigenes Leben. Durch mein Engagement auf vielen Ebenen, von der Pfarre bis zur Bundesebene, war es mir auch möglich den Blick auf Anliegen von Kindern sehr weit zu sehen, sei es in Österreich oder in vielen Teilen der Welt (in die die Arbeit der Dreikönigsaktion ausstrahlt).
Die katholische Jungschar als größte kirchliche Kinderorganisation bot und bietet immer noch einen Rahmen in dem Kinder Kirche und Religion erleben können, in einem Maß, das an ihre Bedürfnisse angepasst ist.
Mein eigenes Aufwachsen in der Jungschar, in dieser von christlichen Werten und der von positivem Miteinander-Tun geprägten Umgebung, hat mir ein Gedanken- und Wertegerüst mitgegeben, welches mir immer wieder Stütze und Halt ist.
Ich wünsche der Jungschar und vielen Generationen von Kindern, dass sich immer wieder Menschen finden welche die Idee Jungschar weitertragen, weiterentwickeln und gemeinsam leben werden.
Franz Ackerl
Benediktiner von Kremsmünster
Wenn ich an meine Zeit als Kind und Leiter bei der Jungschar (1987-2002) zurückdenke, dann kommt mir als erstes in den Sinn, dass dies die Gemeinschaft war, wo ich mich immer, so wie ich bin, angenommen, geschätzt und gefördert gefühlt habe. Hier hab‘ ich zum ersten Mal den Satz gehört: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir! Weil du in meinen Augen teuer und wertvoll bist und weil ich dich liebe.“ (Jesaja 43,1.4a) und das hat etwas in meiner Beziehung zu Gott, zu mir selbst und auch zur Gemeinschaft (der Kirche) verändert.
Vor allem, weil mir als junger Mensch in der Katholischen Jungschar so viel zugetraut worden ist, versuche ich als Lehrer und Ordensmann, die Menschen, mit denen ich zu tun habe, in dieser positiven Sicht des eigenen Lebens und der persönlichen Fähigkeiten zu fördern und zu ermutigen, sich einzusetzen und einzulassen auf eine lebendige Beziehung zu dem, der uns beim Namen ruft.
Regina Petrik
ehem. Diözesanvorsitzende Wien und stv. Bundesvorsitzende / Landtagsabgeordnete
- Gruppenleiterin/Pfarre Pötzleindorf (Wien) 1978 – 1987
- Mitglied KJS-Diözesanleitung der ED Wien 1982 – 1991
- Mitglied Bundesleitung KJSÖ 1984 – 1990
- Bildungsreferentin der KJSÖ 1992 – 1997 (1994 – 1996 in Karenz)
Was hast du in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen für dein Leben/deinen Beruf gelernt?
Meine intensive ehrenamtliche Zeit bei der Jungschar war zugleich wie eine Ausbildung für Teamarbeit und Sitzungen leiten, kreative Ideen entwickeln und Gruppenkonflikte verstehen, Veranstaltungen organisieren und mit Geschäftsordnungen umgehen. Durch die jahrelange kontinuierliche Beziehung zu meinen Jungscharkindern habe ich auch gelernt, mich auf Kinder einzulassen, sie zu verstehen und die Welt aus ihrer Perspektive zu betrachten. Geprägt hat mich sicher auch, dass mir schon als junger Menschen in der Verantwortung für Kinder viel zugetraut wurde. So eine Erfahrung macht selbstbewusst und lässt Vertrauen in die Selbstwirksamkeit wachsen.
Welche Werthaltungen hast du aus der Jungschar/von den Minis/durchs Sternsingen mitgenommen?
Seit meiner Jungscharzeit begleitet mich die Frage, wie es zu vermeiden ist, dass Kinder beschämt werden. Ich habe mich immer geärgert, wenn über Kinder und zu Kindern von oben herab geredet wurde. Immer öfter ist mir aufgefallen, wie schlimm es für Kinder ist, wenn Größere sich auf ihre Kosten amüsieren. Dagegen kämpfe ich seither an und ich denke, daraus entwickelte sich meine Solidaritätshaltung Schwächeren gegenüber.
Wie hat die Zeit in der Jungschar/bei den Minis/beim Sternsingen deine Beziehung zur Kirche beeinflusst?
Durch die Zeit in der Jungschar konnte ich in der Kirche eine Heimat finden. In der Beziehung zu anderen habe ich den Weg zu meinem persönlichen Glauben gefunden und die Gewissheit empfunden, dass ich darin immer aufgefangen werde. Ich weiß nicht, ob ich heute noch Mitglied der katholischen Kirche wäre, wenn ich nicht durch die Jungschar so tiefe Wurzeln geschlagen hätte.
Martin Dobretsberger
Bestattungsunternehmer
Die Jungschar war nicht nur ein Teil meiner Kindheit (als Jungscharkind), sondern hat ganz prägend mein Erwachsenwerden mitgestaltet. Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Grundschulung zum Jungscharleiter und die vielen Anregungen zur Gruppendynamik, die ich mir aus dieser Zeit mitgenommen habe. Solche Grundschulungen später auch mitzugestalten und zu leiten, war dann schon ein besonderes Highlight und hat mich auf sehr spannende, unterhaltsame und wertschätzende Art und Weise in meiner Persönlichkeit gestärkt.
Heute leite ich das größte private Bestattungsunternehmen in Oberösterreich und bin froh, dass ich immer wieder auf diese Erfahrungen zurückgreifen kann. Neben Wissen und Techniken sind es aber vor allem die Zugänge zu Gesellschaft, zu (Um-)Welt und zum Glauben, die bis heute eine große Inspirationsquelle in meinem Leben sind. Rituale verständlich und begreifbar zu machen, mit Mitarbeitern und Partnern wertschätzend umgehen und Nachhaltigkeit konsequent zu leben durchdringen mein Tun und damit auch unser Unternehmen. Somit hat mein Heranwachsen in der Jungschar nicht nur mich, sondern im unmittelbaren Umfeld auch die Gesellschaft mitgestaltet.
Für all das bin ich zutiefst dankbar. Wenn man Jungschar hört, denkt man oft an Kinder, aber es geht um unsere Art des Zusammenlebens, unsere Gesellschaft, um unsere Zukunft.
Martin Kranzl-Greinecker
Chefredakteur des Fachjournals UNSER KINDER
Als Kind in den 1970ern noch von „Kreuz und Krone“ und von Mutproben geprägt, wurde ich als Gruppenleiter sowie durch die Mitarbeit auf allen Ebenen bis ca. 1995 Zeuge einer großen Wandlung:
Ja zum Spiel, nein zur Gewalt. Ja zur Gemeinschaft, nein zu religiösem Zwang usw.
Bis heute leben viele alte Jungscharfreundschaften und -bekanntschaften weiter. „Es ist schön, solche Freunde zu haben“ ist für mich keine leere Floskel. Wenn ich etwas bei der KJS gelernt habe, dann ist es die Wichtigkeit des respektvollen, toleranten und aktiven Miteinanders.
Fotos: Privat (Hanna Steiner, Miriam Priewasser, Stefan C. Leitner, Regina Petrik), Volker Weihbold (Günther Lainer), Markus Schneeberger (Johannes Behr-Kutsam), Stefanie Eder (Fabian Grüneis), Willi Hitzenberger (Franz Ackerl), Brigitte Corn (Martin Dobretsberger), Franz Litzlbauer (Martin Kranzl-Greinecker)