Endlich sehen können – Das Wunder des Bartimäus

In der Bibel begegnen uns verschiedene Wundergeschichten. Eine davon handelt vom blinden Bartimäus. Dieser kann nach einer Begegnung mit Jesus wieder sehen. Hier findest du eine Erzählvorlage, wie du die Geschichte in eurer Gruppenstunde umsetzen kannst.
Alter
Alter
7-9 Jahre
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 5 Pers.
Gesamtzeit
Gesamtzeit
30 Minuten

Erzählvorlage Bartimäus

Alle Kinder suchen sich einen gemütlichen Platz rund um die Mitte.

In der Bibel stehen viele, viele Geschichten. Heute möchte ich euch eine davon erzählen.

Lege die Bibel in die Mitte.

Dazu reisen wir 2000 Jahre in die Vergangenheit, in die Zeit, in der Jesus gelebt hat.
Was wisst ihr über diese Zeit? Ihr kennt sie ja bereits von anderen Jesusgeschichten.

Damals gab es noch keine Handys, kein Internet, keine Autos, keinen Strom. Man konnte nicht einfach auf den Lichtschalter drücken und die Lampe ging an. Wenn man von einem Ort zum anderen wollte, musste man entweder laufen oder auf einem Pferd oder Esel reiten.

Die Geschichte erzählt von einem blinden Mann. Wenn man blind ist, kann man gar nichts sehen: keine Blumen, keine Sonne und auch die Eltern und die Freund*innen nicht.

Wollt ihr ausprobieren, wie sich das anfühlt?

  • Jedes Kind, das möchte, darf mit geschlossenen Augen in den Beutel greifen und versuchen einen Gegenstand durch Tasten zu erkennen.
  • Jedes Kind, das möchte, darf die Augen zu machen und versuchen zu erkennen, welches andere Kind zu ihm spricht.
  • Jedes Kind, das möchte, darf versuchen mit geschlossenen Augen einen Becher Wasser einzugießen.

 

So ist das Leben für Bartimäus, so heißt der blinde Mann. Er lebt in der Stadt Jericho. Jericho liegt an einer großen Straße, die nach Jerusalem führt. Jeden Tag sind auf dieser Straße viele Menschen unterwegs. An den heißen Sommertagen, wo die Sonne unbarmherzig von Himmel brennt und jedes Fleckchen Schatten belegt ist und an den warmen Wintertagen, wo es nachts ganz kalt wird. Immer ist etwas los.

Baut gemeinsam die Stadt und Straße auf. Jedes Kind bekommt ein Haus (einen Baustein) und darf auf einem Teil des Tuches sein Haus bauen. Achte darauf, dass genug Platz für die Straße frei bleibt. Als Straße eignet sich ein heller Schal oder ein Papierstreifen.

An dieser großen Straße sitzt tagein, tagaus Bartimäus und bettelt. In der Zeit, in der Bartimäus lebt, kann er als Blinder nicht arbeiten gehen und Geld verdienen. So sitzt er am Straßenrand in seinen Mantel gehüllt, der ihn vor dem Wind und dem Staub der Straße schützt. Vor ihm auf dem Boden steht eine Schale. Die Menschen, die vorbeigehen, legen Geld für ihn hinein. Manche bringen ihm ein Stück Brot oder etwas Wasser. Von manchen bekommt er alte Kleidung geschenkt.

Setze die Bartimäus-Figur an den Straßenrand, stelle eventuell eine kleine Schale vor seine Füße.

Bartimäus kann nicht sehen, wer an ihm vorbeigeht, aber er kann gut hören. Und mit der Zeit hat er gelernt die Geräusche zu unterscheiden. „Oh, da hat es jemand aber eilig“, denkt er sich. Eine Weile ist es ruhig und er hört den Vögeln zu. Doch dann hört er, dass jemand vorbeirennt. „Haben's denn heute alle eilig?“, fragt er sich. Und noch was ist ungewöhnlich. Viele Menschen laufen in die Stadt. Viel mehr als sonst. Und keiner wirft ihm etwas in seine Schale. Da hört er einen bekannten Bauern auf ihn zukommen. „Sag mal, was ist denn heute los?“, ruft Bartimäus ihm entgegen. „Bartimäus, heute ist ein wundervoller Tag! Jesus ist in der Stadt!“, antwortet dieser und eilt weiter in die Stadt.

Stelle die Jesus-Figur in die Mitte. Jedes Kind darf eine Figur dazustellen, sodass Jesus in einer Menge von Menschen steht.

Bartimäus seufzt. Jesus. Von dem hat er schon viel gehört. Dass Jesus der Messias sei, der Retter für alle Menschen, der Sohn Gottes. Und dass Jesus viele Menschen geheilt hat. „Ich würde auch gern mit Jesus sprechen und von ihm geheilt werden. Ich glaube ganz fest daran, dass er das kann", denkt sich Bartimäus.

Er überlegt, ob er auch in die Stadt gehen solle. Jesus zu finden konnte ja nicht so schwer sein. Dort, wo alle Menschen sind, dort wird auch Jesus sein. Aber noch während er überlegt, hört er viele, viele Schritte aus der Stadt herauskommen. „Das wird doch nicht etwa Jesus sein?“, Bartimäus kann sein Glück kaum fassen. Er schreit ganz laut: „JESUS, bitte hilf mir! Du bist der Sohn Gottes.“
„Sei ruhig! Du störst!“, schimpft ihn jemand. „Ja, genau. Sei still. Wir wollen, hören was Jesus spricht!“, hört er eine ärgerliche Stimme. Jemand anderer seufzt auf: „Hör doch mit der Jammerei auf!“
Aber Bartimäus hört nicht auf sie, sondern schreit immer lauter „JEEEEESUUUUS, bitte hilf mir! JEEEESUUUS!“

Die Kinder dürfen mitrufen.

Da hört er Schritte auf sich zukommen. „Bartimäus, steh auf. Jesus ruft dich!“, sagt jemand zu ihm. Freudestrahlend springt er auf. Er lässt seinen Mantel und seine Schale mit Geld liegen. Er will zu Jesus. Jemand tritt an seine Seite und führt ihn das Stück bis zu Jesus. Ein bisschen aufgeregt steht Bartimäus nun dort. Inmitten der vielen Menschen. Vor Jesus.

Stelle die Bartimäus-Figur vor die Jesus-Figur.

„Was soll ich für dich tun?“, fragt Jesus. „Ich möchte sehen können. Du bist der Messias, der Retter“, antwortet Bartimäus. „Weil du an mich glaubst, wirst du gesund werden“, sagt Jesus zu ihm. In diesem Moment kann Bartimäus wieder sehen. Er sieht Jesus vor sich stehen. Er sieht die Menschen um sich herum. Er sieht die Sonne am Himmel. „Danke, Jesus!“, sagt Bartimäus über das ganze Gesicht strahlend. Überglücklich bestaunt er die Welt, die er endlich sehen kann. Er schließt sich Jesus und seinen Jüngern an. Er möchte noch mehr von Jesus hören und sehen.

 

Abschluss

Für uns ist es normal, dass wir sehen, hören, schmecken, laufen, … können. Dafür können wir Gott dankbar sein. Bartimäus konnte mit seinen Augen nichts sehen. Mit seinen anderen Sinnen konnte er vieles wahrnehmen, aber nicht so, wie es Sehenden möglich ist. Manche von euch haben probiert, wie es ist, wenn man manche Aufgaben blind macht. Man freut sich, wenn man wieder sehen kann. So war es auch für Bartimäus.

 


Material: Bilder/Kinderbibel für die Mitte, Tuch für die Mitte, Bausteine (für eine Stadt), Schal/Papier (für eine Straße), Figuren für Bartimäus, Jesus und Menschen (z.B.: Playmobil, Lego oder einfache Spielkegel) 
Material für Übungen „Blind sein“: Gegenstände zum Ertasten in einem Beutel oder unter einem Tuch, ein Krug mit Wasser, ein Becher zum Einfüllen und ein Handtuch (damit der Boden nicht nass wird)

 

Wundererzählungen in der Bibel

Nach Schreiber, Stefan: Begleiter durch das Neue Testament S. 76-79

Unter „Wunder“ verstehen wir ein Ereignis, das sich nicht naturwissenschaftlich erklären lässt oder in seiner Art das Gewohnte weit übertrifft und große Aufmerksamkeit erregt. Möglicherweise wird dies auf göttliches Wirken zurückgeführt. In der Antike steht das göttliche Handeln im Mittelpunkt, die mögliche Besonderheit des Ereignisses im Hintergrund. Wunder wurden von gläubigen Menschen als Zeichen des Handelns Gottes verstanden. Die Wundergeschichten des Neuen Testaments sind keine Protokolle Jesu Handeln, sondern überlieferte Erzählungen im Stil ihrer Zeit. Ein zentraler Aspekt aller Wundererzählungen ist, dass Jesus ausgegrenzte Menschen wieder zurück in die Gemeinschaft bringt und Gott in Jesus handelt.

 

Bedeutung der Wunder Jesu

Wunder stehen in einer direkten Verbindung zu Jesu Botschaft von einer besseren Welt, die durch ihn schon anbricht (Heilsbotschaft vom Reich Gottes). Die Wundertaten sind immer mit dem Glauben jener verbunden, denen das Wunder zu Gute kommt. Für uns heute sind die Wunder nicht mehr unmittelbar, sondern nur mehr symbolisch verständlich. Sie geben uns den Anstoß konkrete Not und konkretes Unrecht zu sehen, es anzuprangern und uns für eine Verbesserung einzusetzen. Wunder erzählen von persönlichen Befreiungserfahrungen, die uns heute in schwierigen Situationen Hoffnung geben und uns zum Handeln aktivieren können.

Sarah Krejza

ist mit Begeisterung Mitglied des Ministrant*innen Arbeitskreises in Linz.

Michaela Druckenthaner

ist Theologin und Geistliche Assistentin sowie Kinderpastoralreferentin bei der Katholischen Jungschar Linz.