Frei, sicher, gestärkt – Kinderschutz weltweit

07.05.2023 | von Ute Mayrhofer
Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist Alltag. Überall. Ökonomische und soziale Ungleichheit sowie fehlende Bildung sind treibende Ursachen. In vielen Ländern fehlen notwendige politische Strategien und Gesetze, um Gewalt in all ihren Formen vorzubeugen, Täter*innen in Verantwortung zu nehmen und den Opfern zu helfen. Die Dreikönigsaktion arbeitet gegen diese Umstände an, indem sie ihre Projektpartner*innen in ihren Kinderschutzsystemen begleitet.

Partner*innen der Dreikönigsaktion (DKA), Hilfswerk der Katholischen Jungschar, treten gegen vielfältigste Formen der Gewalt auf. Sie dokumentieren Ermordungen von Jugendlichen, begleiten Kinder in Haftanstalten, stärken Familien und gehen denen nach, die aus sozialen Versorgungssystemen fallen. Sie begeben sich dabei allzu oft selbst in Gefahr, indem sie auf Missstände hinweisen und denen Raum geben sich selbst zu äußern, auf die am wenigsten gehört wird. Gleichzeitig sind viele Projektpartner*innen Teil ihrer Gesellschaft.

 

Kinderschutz international stärken

Genauso wie es der Katholischen Jungschar ein zentrales Anliegen ist Kinderschutz in allen Aktivitäten und auf allen Ebenen in Österreich sicherzustellen, so startete sie durch ihr Hilfswerk, die Dreikönigsaktion, einen internationalen Prozess zur Begleitung aller Partner*innen, um sichere Strukturen für Kinder, Jugendliche und andere verletzliche Gruppen innerhalb ihrer eigenen Organisation zu stärken.

 

Von lokalen Kontexten lernen

Immer wenn Eva redet, wird es leise im Seminarraum in Bogota. Eva ist eine indigene Projektpartnerin aus Bolivien, sie meldet sich nicht oft, spricht mit leiser Stimme. Jetzt gerade sind ihr die Emotionen anzumerken. Zuvor ging es um kriegsähnliche Situationen in El Salvador. Den Einfluss der Jugendbanden, die enorme Gewalt und Gefährdung, der viele Jugendliche ausgesetzt sind. Viele der Anwesenden können von ähnlich dringlichen Gewaltsituationen berichten. Ihr Appell ist eindringlich: „Auch wenn es unsere Organisationsgrenzen übersteigt, müssen wir bei denen dranbleiben, die gerade in Not sind.“

Der Workshop in Bogota mit 20 Partner*innen aus 6 lateinamerikanischen Ländern war einer von drei kontinentalen Workshops. 2019 fand einer in Lateinamerika statt, 2018 in Afrika und 2017 in Asien. Es ging darum, die Fragen, Anregungen und lokalen Herausforderungen einzuholen, um von diesem Wissen zu lernen, zentrale Partner*innen zusammenzuführen, die ihr Wissen dann lokal weitergeben. Auf diesen Erfahrungen aufbauend wurden die jeweiligen Länderprozesse mit den Projektpartner*innen durchgeführt, unterstützt von lokalen Expert*innen und im Austausch mit Kindern, Jugendlichen und deren Bezugspersonen.

 

Einen langen Atem haben

Damit ein guter, nachhaltiger Weg möglich ist, braucht es langsame und zuhörende Schritte. Dort, wo der Kinderschutzprozess gut Fuß gefasst hat, kommt sehr positives Feedback zurück. Viele zusätzliche Effekte, die gar nicht geplant waren, tun sich auf.

Ein Korb voller Lebensgeschichten - entwickelt und geteilt von Kindern für Kinder. So der Titel einer Sammlung von Methoden, wie Kinder miteinander ins Erzählen begleitet werden sollen: Über ihre Stärken, Sehnsucht nach Freiheit, Träume, Lieblingslieder, aber auch über ihre Sorgen und Ängste. Diese Methodensammlung ist nur eines der vielen Produkte der lokalen Kinderschutzprozesse, die in jedem Projektland durchgeführt wurden. Viele der Partnerorganisationen hatten schon lange vor der Kath. Jungschar eine Kinderschutzrichtlinie für ihre Organisation. Sie haben die Kath. Jungschar mit Erfahrungen und Tipps unterstützt. Es ist eine lange Reise, auf die sich die Partnerorganisationen und die Kath. Jungschar aufgemacht haben. Eine Reise des Mit- und Voneinander, und vor allem des Lernens von den Meinungen der Kinder und Jugendlichen.

Ute Mayrhofer

arbeitet im Bundesbüro der Katholischen Jungschar Österreich als Projektreferentin für Ghana und Nairobi, sowie international anwaltschaftliche zu Kinderrechten.