Jesus – A Hero's Journey

24.03.2021 | von Ewald Staltner
Nicht erst seit den Comichelden Batman und Superman oder den gekonnt in Szene gesetzten Superheld*innen des Marvel- oder DC-Universums sind Held*innen gefragt. Jede Zeit hat(te) ihre Helden und Heldinnen.

„Die Menschen brauchen Helden“ titelte die österreichische Tageszeitung Kurier anlässlich des Begräbnisses von Österreichs Sportlegende Niki Lauda. Ja, es stimmt: wir Menschen brauchen Heldinnen und Helden, die wir auf ihrem Weg begleiten. Oder die uns auf unserem Weg begleiten? Dabei zeigt sich seit jeher ein Muster, wie diese Heldengeschichten aufgebaut sind. ForscherInnen nennen es die Heldenreise (The Heroes Journey). Auch die biblischen Geschichten über Jesus von Nazareth zeichnen dieses Bild des Helden unterwegs zu seiner Bestimmung.

 

 

Der Schritt zum Triumph

Es beginnt mit außergewöhnlichen Ereignissen bei der Geburt (Jungfräulichkeit Mariens, ein seltsamer Stern, dem die Weisen folgen …), setzt sich in der Begegnung mit einem starken Förderer (Mentor) fort (Johannes dem Täufer) und bringt mit dem Bestehen der Versuchungen (Jesus in der Wüste) eine erste Bewährungsprobe. Jesu Auftreten und klares Eintreten für die Schwachen und Entrechteten führt ihn schließlich zum Höhepunkt der Heldenreise, der Gefährdung des Helden. Jesus muss sich nun wie Superman in dem 2013 gedrehten Film „Man of Steel“ zwischen Leben und Tod entscheiden. Das Opfer des Helden markiert gleichzeitig den Wendepunkt. Die vermeintliche Niederlage (der Tod am Kreuz) bedeutet auf dieser Reise des Helden nicht das Ende einer dramatischen Geschichte, sondern den ersten Schritt zum Triumph des Helden. Die Auferstehung Jesu ist die Bestätigung des Helden und seiner mit der Geschichte verbundenen Botschaft der Liebe. Jesu Wirken bis hin zum Tod bekommt aus diesem Blickwinkel einen neuen Sinn. Der Held hat richtig gelebt und richtig gehandelt.

 

Der große Unterschied

Hier unterscheidet sich die Heldengeschichte Jesu in einem wesentlichen Punkt von den zahlreichen Geschichten, die sich Menschen über ihre Heldinnen und Helden im Laufe der Geschichte erzählt haben und heute mehr denn je erzählen. In den Heldenreisen der griechischen Mythologie bis zu den Supermännern und Superfrauen der Comics und Filmindustrie zeigt sich eine Gemeinsamkeit: Die Überwindung der Gegner, die Vernichtung des Bösen geschieht in einem Gewaltakt, der allzu oft an Brutalität nicht zu überbieten ist. Der Göttersohn Herakles/Herkules tötet im Rahmen der Erfüllung seiner 12 Aufgaben unzählige Tiere und Menschen und Superman bricht im finalen Kampf seinem Rivalen Zod das Genick.

Unscheinbar und mit einfühlsamer Zärtlichkeit liest sich dagegen die biblische Erzählung, wenn die Frauen nach den dramatischen Ereignissen des Karfreitags „am ersten Tag der Woche“ das Grab leer vorfinden und ihnen der auferstandene Jesus begegnet (Mk 16,2; Lk 24,1; Mt, 28,1; Joh 20,1). In die Trauer des Verlustes um den geliebten Freund und in die zusammengebrochenen Hoffnungen von einer neuen Weltordnung hinein zeigt Jesus, wie Beziehung über den Tod hinaus gelingen kann.

Die weiteren Erzählungen von den Begegnungen mit dem Helden sprechen die gleiche Sprache: Jesus geht mit den Jüngern nach Emmaus (Lk 24,13), isst und trinkt mit ihnen und tröstet sie. Er begrüßt die verängstigten Jüngerinnen und Jünger mit „Der Friede sei mit euch“ (Lk 24, 36) und spendet so Hoffnung und Zuversicht. Der, der ausgegrenzt und verachtet wurde, der am Kreuz getötet wurde, erscheint mit einem Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Das ist wahres Heldentum, mehr noch: das ist es das Kennzeichen der Heiligen. Nicht die Rache für das erlittene Leid steht im Mittelpunkt, sondern die Überwindung von Gewalt durch Gewaltlosigkeit.

 

Die Botschaft des Friedens

Jesu gelebte Botschaft vom Reich Gottes, als einem Zustand des gleichberechtigten Miteinanders bleibt durch den gewaltsamen Tod hindurch (vgl. die Vision des Jesaja 11, 6-9: Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind).  Der Heilige/Held verändert nicht seine Haltung angesichts von Zerstörung und erfahrenem Leid. Er bleibt seiner Botschaft des Friedens treu.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Heldenreise in „Man of Steel“ für den Helden im Zusammenbruch und in Schuldgefühlen endet. Superman muss letztlich seine Identität verbergen und damit seine eigene Geschichte verleugnen, um überleben zu können.

Die Geschichte Jesu wird weitererzählt und dient für viele Menschen bis heute als Quelle und Inspiration, in ihrem eigenen Leben zu Heldinnen, Helden und Heiligen des Alltags zu werden. Es braucht nicht die übermenschlichen Superkräfte der Filmheld*innen. Heldentum im Sinne Jesu zeigt sich in einem friedvollen Umgang mit den Mitmenschen, in einer Lebenshaltung wie sie als Superheld*innen-Programm Jesu in den Seligpreisungen grundgelegt ist:

Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Töchter und Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Ewald Staltner

ist bereits viele Jahre Mitglied im voll.bunt Arbeitskreis und erstellt schon seit 20 Jahren mit Begeisterung Adventuregames.