Kinderfreundlichkeits-Check

11.11.2022 | von Cosima Spieß, Jana Hofer
Wie kinderfreundlich sind unsere Orte, Pfarren, Spielräume…? Diese Bausteine bieten einen Anlass, um aktiv mit Kindern über ihre Wohlfühl-Orte im Leben zu reden. Im nächsten Schritt kann nach dem Reden ein Aktiv-Werden erfolgen. Wohlfühl-Orte können miteinander geschaffen oder gestaltet werden.
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 5 Pers.
Gesamtzeit
Gesamtzeit
60 Minuten

Kinder haben das Recht darauf, dass es ihnen gut geht und sie sich wohlfühlen. Das Recht auf das Wohl des Kindes beschreibt Artikel 3 der UN-Kinderrechtskonvention. Wohlfühl-Orte sind wichtig für die Entwicklung von Kindern, denn dort können sie sich entfalten und einfach Kind sein. Wohlfühl-Orte werden im Alltag kleiner oder weniger, es ist nur geringer öffentlicher Raum für freie Aktivitäten von Kindern verfügbar, Spielplätze sind nicht leicht zu erreichen, öffentliche Orte sind nicht auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt.

Mit diesen Spielideen werden gemeinsam Wohlfühl-Orte gesucht und beschrieben. Wohlfühl-Orte sind jene Plätze, wo einfach Kind sein möglich ist. Die Bausteine für die Gruppenstunde können einzeln verwendet oder kombiniert als längeres Projekt über mehrere Stunden durchgeführt werden.

 

Fantasiereise „Mein Traum-Ort“

Dauer: ca. 10 Minuten

Material: eventuell Polster, Decken (gemütlicher Ort), vielleicht eine Klangschale

Die Kinder können es sich gemütlich machen, zur Ruhe kommen und eventuell auch die Augen schließen. Die Gruppenleitenden haben im Vorfeld ein paar Fragen ausgearbeitet, welche die Kinder zu deren Traum-Ort mitnehmen. Diese Inputs können als Einstieg in die Thematik genutzt werden.

Mögliche Inputs für die Fantasiereise:

  • Du machst heute eine Reise an einen Ort, der eine besondere Magie hat. Dieser Ort ist deine Traum-Ort, wo absolut alles möglich ist, was du dir erträumst.
  • Wirf einen Bick um dich. Was kannst du sehen?
  • Wie sieht dein Traum-Ort aus?
  • Wo möchtest du gleich zu Beginn hingehen? Was fasziniert dich so an diesem Ort?
  • Mit welchen Gegenständen möchtest du spielen?
  • Bist du allein oder sind andere Menschen oder vielleicht auch Lebewesen, wie Tiere, bei dir?
  • Was kannst du riechen/sehen/hören/fühlen/schmecken?
  • Du gehst weiter und entdeckst etwas Lustiges. Was entdeckst du?
  • Vielleicht begegnet dir dein Lieblingsstofftier.
  • Möglicherweise erinnert dich dein Traum-Ort an einen Platz, den du wirklich kennst.
  • Was bereitet dir den größten Spaß?
  • Langsam kehrst du zurück. Welche Dinge vom Traum-Ort würdest du dir auch in der wirklichen Welt wünschen?

Variationen: Über die gemachten Erfahrungen kann im Anschluss an die Fantasiereise gesprochen und philosophiert werden. Was hindert reale Orte daran, zu Traum-Orten zu werden? Wie können Traum-Orte umgesetzt werden? Die Traum-Orte können gezeichnet werden oder als Anlass für das Erzählen von Geschichten genutzt werden.

 

Wohlfühl-Orte einrichten

Dauer: ca. 10 Minuten

Material: ein bisschen Platz, eventuell eine Bühne

Für dieses Spiel braucht es eine freie Fläche oder “Bühne”. Gemeinsam einigen sich die Teilnehmenden auf einen Ort (z.B.: Schule, Gruppenraum, Kirche, Marktplatz, Spielplatz, …). Folgende Frage wird gestellt: “Was brauchst du, um dich an diesem Ort wohlzufühlen?”. Der Reihe nach darf eine Person die “Bühne” betreten und mit dem Körper darstellen, was zum Wohlfühlen an diesem Ort benötigt wird. Die Person kann beim Betreten der “Bühne” sagen, was dargestellt wird, z.B.: “Ich bin ein Sitzpolster auf der Kirchenbank. Ich bin die Musik aus der Box im Gruppenraum.” Es können Gegenstände sowie Emotionen, Gefühle, Düfte und vieles mehr dargestellt werden. Wie wäre es mit einem Foto von eurem Wohlfühl-Ort?

Variationen: Die Personen können in ihrer Rolle Geräusche (z.B.: Musikbox macht "Lalala”) machen oder Sätze (z.B.: Sitzpolster: „So wird es in der Kirche gleich viel gemütlicher.”) sagen. Wenn mehrere Personen gleichzeitig sprechen, wird es eine Art Kanon.

 

Interviews

Dauer: 20-40 Minuten

Material: Interviewfragen

Bevor ihr auf die Straße geht und die Kinder die Fragen stellen lasst, solltet ihr euch schon mit dem Thema beschäftigt und auch über die Fragen geredet haben. Dann könnt ihr auch schon loslegen und verschiedene Menschen, die euch begegnen, ansprechen. Leider reagieren nicht immer alle freundlich auf Leute, die ihnen Fragen stellen wollen. Es wäre gut, wenn ihr die Kinder auch darauf vorbereitet. Wir haben hier noch ein paar Ideen für Fragen:

  • Sagt Ihnen die UN-Kinderrechtskonvention etwas?
  • Haben Sie schon einmal etwas vom Recht auf das Wohl des Kindes gehört? Wenn ja, können Sie sich etwas darunter vorstellen?
  • Halten Sie das Recht auf das Wohl des Kindes für schützenswert?
  • Fallen Ihnen andere Kinderrechte ein?

Die Fragen könnt ihr gerne übernehmen. Oft ergeben sich aus dem Gespräch auch neue Fragen oder weitere vorbereitete Fragen werden beantwortet.

 

Bau dir deinen Gruppenraum (Gruppenraum im Karton)

Dauer: eine Stunde mit open end

Material: alte Schuhkartons, Kleber, verschiedene Materialien (Schnüre, Knetmasse, Holzstücke, Pappe, Perlen, …), Spielmaterialien, die nicht mehr benötigt werden (alte Bausteine, Spielfiguren, …)

Den Kindern werden alte Schuhkartons und diverse, möglichst vielfältige Materialien zur Verfügung gestellt. In diesen Karton dürfen die Kinder ihre Traumvorstellung eines Gruppenraums hineinbauen. Dies kann entweder in Gruppen oder als Einzelaufgabe gestaltet werden. Dem Raum sind keine Grenzen gesetzt, alles ist möglich.

Variationen: Der Gruppenraum kann nicht nur gebaut, sondern vielleicht auch gezeichnet werden. Als Erweiterung zum Gruppenraum können auch andere Orte nachgebildet und fantasiert werden (z.B.: Spielplätze im Ort, Pfarrhof, Kirche…).

 

Schnitzeljagd zu Wohlfühl-Orten

In eurer Umgebung kann es mehr oder weniger Orte für Kinder geben, an denen diese sich wohlfühlen und einfach Kind sein können. Findet gemeinsam auf spielerische Art und Weise heraus, wo diese Orte sind und ob diese tatsächlich so kinderfreundlich sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.

Dauer: rund eine Stunde

Material: kleine Zettel, eventuell Wollfäden oder anderes Material, um Hinweise zu setzen

Von den Gruppenleiter*innen wird eine Schnitzeljagd im klassischen Sinn vorbereitet, die Orte werden jedoch bewusst ausgewählt. Durch verschiedene verschlüsselte Botschaften und Hinweise werden die Kinder zu Orten gebracht, wo der nächste Hinweis zu finden ist. Die Vorbereitenden überlegen sich im Vorhinein, welche Orte Plätze sind, an denen sich Kinder wohlfühlen und an denen das Wohl des Kindes entweder besonders im Mittelpunkt steht oder beachtet wird. Ganz gezielt führt die Schnitzeljagd die Kinder an diese ausgewählten Orte. Durch verschiedene Aufgaben kann die Suche spannender werden (z.B.: „Macht an dem gefundenen Ort ein lustiges Gruppen-Selfie! Sucht euch ein Lieblingsspiel aus und spielt dieses an dem gesuchten Ort!“). Die Kinder können mit Wollfäden oder Pfeilen aus Stöcken immer wieder auf die richtige Fährte gelenkt werden.

Variationen: Die Kinder selbst zeigen den Gruppenleitenden Plätze und Orte, an denen sie sich sicher und wohl fühlen. Es wird eine Schnitzeljagd für die Jugendlichen oder Erwachsenen geplant, welche Einblicke in für Kinder relevante Orte gibt. Die Schnitzeljagd kann für noch mehr spielerischen Charakter in eine Spielgeschichte eingebettet werden.

 

Virtueller Blick zu den Spiel-Orten (Google Earth)

Spiel-Orte sind Plätze, an denen die Bedürfnisse von Kindern bewusst aufgegriffen werden und diese sich wohlfühlen können. Es sind Orte, an denen das Recht auf das Wohl des Kindes  im Mittelpunkt stehen sollte.

Dauer: 20-30 Minuten

Material: Laptop und ev. Beamer.

Ihr sucht auf Google Earth eure Gemeinde/euer Pfarrgebiet oder einfach eure Umgebung und schaut gemeinsam mit den Kindern aus der Vogelperspektive auf Orte, an denen sie gerne spielen oder sich gerne aufhalten. Ihr könnt virtuell Orte besuchen, die für Kinder gedacht sind und mit den Kindern besprechen, ob diese Plätze tatsächlich für Kinder geeignet sind bzw. ob sie sich selbst gerne an diesen Orten aufhalten würden.

Variationen: Das, wonach gesucht wird, kann variiert werden. So könnt ihr die Kinder alleine zeigen und erzählen lassen oder ihr bereitet euch Fragen zu bestimmten Orten vor. Die auf Google Earth gefundenen Orte können anschließend gemeinsam aufgesucht werden.

 

Spiele-Landkarte

Dauer: 45-55 Minuten

Material: einen Drucker, die Umrisse eures Gebiets (Pfarrgemeinde, Ort, Stadtviertel) als Karte ausgedruckt, Farbstifte

Ihr teilt jedem Kind die Karte mit den Umrissen aus. Dann begebt ihr euch auf die Suche nach den Lieblingsspiel-Orten der Kinder oder nach Plätzen, die für Kinder gedacht sind. Wenn ihr diese gefunden habt, könnt ihr sie auf der Karte eintragen. Die Karte können die Kinder zum Schluss selbst gestalten. Eventuell können die Koordinaten gesucht und weiterverwendet werden (z.B.: Schatzsuche oder Schnitzeljagd).

Variationen: Diese Methode lässt sich mit den Methoden „Virtueller Blick zu den Spiel-Orten“ oder „Schnitzeljagd zu Wohlfühl-Orten“ verbinden. Was genau eingezeichnet wird, ist natürlich euch und euren Gruppenkindern überlassen.

 

Kinder werden Expert*innen (Kriterien-Katalog)

Dauer: 45-55 Minuten

Material: Kriterien-Katalog, Stifte

Die Kriterien sollen vorher mit den Kindern festgelegt werden. Fragt die Kinder, was für sie einen Ort so angenehm macht, dass sie sich dort wohlfühlen. Nach der Diskussion könnt ihr mit der Kriterienliste durch eure Pfarrgemeinde oder eure Umgebung spazieren und verschiedene Orte bewerten.

Variationen: Es können auch eigene Bewertungskategorien erstellt werden. Vielleicht schaut ihr euch als Gruppenleiter*innen die Umgebung vorher an. So könnt ihr den Kindern auch noch neue, für sie unbekannte Orte zeigen. Vielleicht unterscheiden sich eure Wahrnehmungen auch von denen der Kinder.

 

Wohfühl-Orten auf der Spur „Ich bin Wohlfühl-Expert*in“

Dauer: 20 Minuten

Material: den ausgedruckten Wohlfühl-Expert*innen-Ausweis, Stifte

Lasst die Kinder den Ausweis ausfüllen. Die beschriebenen Wohlfühl-Orte könnt ihr dann als Gesprächsanlass nutzen.

Variationen: Ihr könnt die Ausweise ohne Namen vorlesen und schließlich die „Besitzer*innen“ dieser Ausweise erraten lassen. Außerdem bieten auch Jungscharstunden Raum, um die Lieblingsorte der Kinder zu besuchen. Das Erstellen der Ausweise kann auch mit den anderen Methoden in Verbindung gebracht werden.

 


Eine Gruppenstunde zu Kindertauglichkeitstests in der Pfarre findest du auf der Website der Jungschar Wien.

Cosima Spieß

versucht seit dem 22.12.2002 um 02:12 Uhr, ihren Standpunkt klar darzustellen. Ansonsten sollte man alles des Öfteren von einer anderen Perspektive betrachten. So ist der Trompete- und Klavierspielenden wichtig, dass ein C auf der Trompete ein B auf dem Klavier ist.

 

Jana Hofer

ist privat sowie beruflich bei der Jungschar tätig. Kindern eine gute Zeit und einen Wohlfühlort durch die Jungschar zu schenken, liegt ihr besonders am Herzen.