Psychische Gesundheit

03.12.2024 | von Elisabeth Schwarz
Für uns Menschen ist Gesundheit das Wichtigste. Um uns im Leben pudelwohl zu fühlen, sind körperliche und geistige bzw. psychische Gesundheit gleichermaßen wichtig. Was aber, wenn wir sehen, dass es einem anderen Menschen nicht gut geht? Warum das Thema für dich als Gruppenleiter*in interessant sein kann und erste Handlungsansätze findest du in diesem Artikel.

Definition

Laut WHO ist psychische Gesundheit ein Zustand des psychischen Wohlbefindens, der es Menschen ermöglicht, mit den Belastungen des Lebens fertig zu werden, ihre Fähigkeiten zu erkennen, gut zu lernen und gut zu arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft zu leisten.1
 

Man spricht dann von einer psychischen Erkrankung, wenn sich der Zustand des mentalen Wohlbefindens ändert, wie zum Beispiel die Veränderung von Gefühlen, Gedanken oder dem Verhalten in eine negative Richtung. Diese Veränderungen müssen, um dem Begriff „Erkrankung“ zu entsprechen, auf eine längere Zeit zutreffen, in der der Leidensdruck der Betroffenen steigt und dadurch die Alltagsfähigkeit (Arbeit, Beziehungen …) beeinträchtigt.

 

Lebensphasen

Das Alter der Betroffenen spielt dabei keine Rolle. In jeder Lebensphase kann es passieren, aus dem Gleichgewicht zu geraten, denn jede Lebensphase stellt neue Herausforderungen bereit. Im Kindesalter sind wir damit beschäftigt, Fertigkeiten zu erlernen wie Sprechen, Gehen oder Lesen. Je nach Kultur und Gesellschaft müssen wir auch lernen, uns zu integrieren. Unser Gehirn wächst enorm. Kommen wir ins Jugendalter, beginnt sich unser Körper zu verändern und die schwierige Umstellung vom Kind zum Erwachsenen beginnt. Dazu kommen viele Veränderungen wie Schule, Wohnort, Universität, Arbeitsplätze und das Aufbauen neuer Bekannten- und Freundschaftskreise. Die Kindheit und das Elternhaus werden zurückgelassen. Im Älterwerden beginnen wieder neue Herausforderungen wie der Einstieg in den Beruf, die Gründung einer Familie, die damit einhergehende Vorbildfunktion, die schrittweise Ablösung der eigenen Kinder und schließlich auch die Pflege der Eltern und die eigene Altersvorsorge. Ist man im pensionsfähigen Alter, beginnt ein komplett neuer und letzter Abschnitt. Das eigene Altern, der körperliche Zustand und die eigene Familie werden wichtiger. Freund*innen und Bekannte aus dem Umfeld verlassen das Leben und der Gedanke an die eigene Vergänglichkeit rückt noch stärker ins Bild.

Wir sehen also, dass die Herausforderungen des Lebens nie weniger werden. Das alles zu verkraften, wenn man einmal aus dem Gleichgewicht fällt, ist für manche eine große Herausforderung. Deshalb ist es wichtig, auf sich und die Mitmenschen zu schauen und sich mit psychischer Gesundheit genauso zu beschäftigen, wie mit körperlicher.

 

Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Warum ist es in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wichtig, sensibilisiert für psychische Gesundheit zu sein?

Uns Gruppenleiter*innen liegt das Wohlbefinden unserer Mini- und Jungscharkinder am Herzen. Deshalb ist eine Sensibilisierung für psychisches Wohlbefinden und der richtige Umgang mit traurigen, apathischen oder ängstlichen Kindern wichtig, denn oft trauen sich diese nicht, von selbst mit jemandem zu sprechen.

Betroffene Kinder wissen möglicherweise wenig über psychische Gesundheit, fühlen sich aber anders als ihre Schulkolleg*innen und Freund*innen. Dadurch kann das Gefühl der Ausgrenzung ansteigen. Die Angst vor Stigmatisierung oder davor, nicht ernst genommen zu werden, unterstützt die Traurigkeit oft. Auch wissen Kinder und Jugendliche manchmal gar nicht, dass sie Unterstützung brauchen oder wollen keine Hilfe annehmen. Es kann aber auch sein, dass sie uns einfach nur schützen wollen, indem sie uns nicht ihre „Last“ aufbürden.

Um das zu verhindern und die Wahrnehmung für Unterstützung zu steigern, ist der erste Schritt der Schwierigste: Hinsehen und auf die Person zugehen. Wenn du dich traust und nachfragst, ob alles okay ist, kann das allein schon ein Zeichen für das Kind sein, dass jemand da ist und sich interessiert.

Der nächste Schritt ist ein Angebot zu einem Gespräch (eventuell auch nach der Gruppenstunde). Dabei ist es wichtig, dem Kind Raum zu geben, das Angebot auch abzulehnen. Benötigt ein Kind tatsächlich Hilfe, soll es von sich aus auf dich zukommen können und wissen, dass es bei dir gut aufgehoben ist, denn wenn du es drängst, fühlt es sich vielleicht nicht mehr wohl.


Das Wichtigste dabei: Achte auf deine eigenen Grenzen und hole dir ebenfalls Unterstützung, wenn du überfordert bist! Du bist nicht der Schlüssel zu dem Problem, sondern eine Ansprechperson auf dem Weg zu professioneller Unterstützung. Deine Rolle ist vergleichbar mit der Ersthilfe bei einem Unfall: Kommst du zur Unfallstelle, operierst du die betroffene Person nicht selbst, sondern unterstützt sie, bis professionelle Hilfe eintrifft.


Findet ein Gespräch statt, solltest du dem Kind gut zuhören und Rückfragen stellen. Geh auf seine Wünsche ein und sorge dafür, dass es sich wohlfühlt. Um eine Vertrauensbasis zu schaffen, bleibe von Anfang an ehrlich (keine Notlügen!). Bist du dir über das Problem im Klaren, kannst du einen Lösungsvorschlag bringen, indem du dem Kind zum Beispiel ein Angebot machst, dass es entweder selbst mit seinen Eltern redet oder du dich mit dem Kind zusammen in Verbindung mit den Eltern setzen kannst. Schließlich ist es Aufgabe der Eltern, dem Kind Sicherheit und den Zugang zu professioneller Hilfe zu geben.
 

 

Do’s and Don’ts

Do´s
  • Hinschauen
  • Ansprechen
  • Zuhören
  • Zeit nehmen
  • Geduldig sein
Don‘ts
  • Bewerten
  • Meinungen abgeben
  • Selbst therapieren
  • Gut gemeinten Rat geben
  • Über eigene Grenzen gehen
  • Lügen

 

Zusammenfassung

Psychische Krisen können jede Person jeden Alters treffen. Das mentale und körperliche Gleichgewicht ist wichtig für unser alltägliches Leben. Merken wir, dass eine andere Person aus diesem Gleichgewicht kippt, sollten wir sie auffangen und ihr helfen. Das können wir machen, indem wir auf sie zugehen, gut zuhören und sie unterstützen, bis professionelle Hilfe eintrifft.

 

Professionelle Hilfsangebote

https://gesundausderkrise.at/

https://oegkjp.at/anlaufstellen/

https://www.krisenhilfeooe.at/

https://www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention/anlaufstellen/kriseneinrichtungen.html

Elisabeth Schwarz

wohnt und studiert in Graz Germanistik und Sprachwissenschaft, arbeitet ehrenamtlich als Jungscharleiterin und ist im Pfarrgemeinderat ihrer Heimatpfarre in Linz aktiv. Ihre Lieblingsorte sind das Theater, ihr Garten und ihre Pfarre, wo sie außerhalb ihrer Studienzeit am meisten Zeit verbringt.