voll.bunte Lebenswelten

21.08.2019 | von Marie Mayrhofer
„In der Fremde lernt man mehr als zuhause.“ So lautet ein Sprichwort aus Tansania. Und das liegt nicht zuletzt an den vielen Menschen, die man trifft.

Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensrealitäten, Einstellungen und Persönlichkeiten. Und doch gibt es Dinge, die uns alle beschäftigen und die für uns alle wichtig sind. Ich habe mich auf die Suche nach diesen Unterschieden und Ähnlichkeiten gemacht und habe FreundInnen aus der ganzen Welt Fragen gestellt. Lest selbst!

 

Wie heißt du? Und was machst du beruflich?

Titi: Ich heiße Felcitiy Titiaka Mahama. Alle meine Freunde nennen mich aber Titi. Ich bin zehn Jahre alt und gehe noch in die Schule. 

Marama: Mein Name ist Marama. Ich bin eine "Mirimiri" - das heißt ich bin Heilerin nach traditionellen Maori-Heiltechniken. Ich habe eine kleine Praxis, in der wir Naturmedizin herstellen. Ich bin 54 Jahre alt. 

Jonas: Ich heiße Jonas, bin 19 Jahre alt und ich verkaufe Ersatzteile für Autos.

Jessie: Mein Name ist Jessica Cisneros und ich bin 30 Jahre alt. Gemeinsam mit meinem Mann Marcos und unserem Sohn Joaquin bin ich Missionarin in einer Pfarre in Appleton.

Uriel: Uriel Omar Rodriguez Gutierrez. Ich arbeite als Security am Flughafen in Tijuana. Nächstes Jahr beginne ich Soziologie zu studieren. Ich bin 23 Jahre alt.

 

Wo lebst du? Beschreibe deine Stadt! 

F: Ich lebe in Tamale, das ist im Norden von Ghana. Tamale ist eine sehr große Stadt mit vielen Schulen, Geschäften und ganz vielen Menschen. Im Zentrum der Stadt sind die Straßen asphaltiert, aber außerhalb gibt es eigentlich nur kleine Straßen mit Sand und Erde.

M: Ich lebe in Mangonui. Das ist im Norden von Neuseeland. Es ist eine kleine Stadt mit 4.000 EinwohnerInnen. 

J: Ich komme aus Vilnius. Das ist die Hauptstadt von Litauen. Was sie einzigartig macht? Die wunderschöne Altstadt und die riesige Menge an Schlaglöchern in den Straßen.  

Je:  Ich komme ursprünglich aus Green Bay in Wisconsin, USA. Im Moment lebe ich aber in Appleton. Appleton ist klein, aber wir mögen die viele Natur hier. Vor allem die hispanische Gemeinschaft braucht hier große Unterstützung, weil es wenig Hilfe von der Politik für sie gibt. Ich denke, es ist wichtig zu erinnern, dass, auch wenn die Armut in den USA nicht so offensichtlich wie in Entwicklungsländern ist, es auch hier Armut gibt. Nicht nur finanzielle, sondern auch emotionale und spirituelle Armut. Der ständige Wunsch dem „American Dream“ nachzueifern hat viele Familien zerbrochen und eine große Einsamkeit gebracht - speziell für ImmigrantInnen.

U: Ursprünglich komme ich aus der Ciudad México, der Hauptstadt. Meine Familie ist aber schon früh in den Norden gezogen, um in den USA ein besseres Leben zu suchen. Jetzt lebe ich in Tijuana, einer Stadt, die sehr schnell wächst. Dadurch ist es eine sehr dynamische Stadt, in der es langsam viele Arbeitschancen gibt. Es ist eine sehr multikulturelle Stadt.  

 

Beschreibe kurz wo du wohnst!

F: Im Haus, in dem ich lebe, gibt es Elektrizität und Wasser - das ist selten hier in Ghana.

M: Ich lebe in einem kleinen Haus umgeben von vielen Bäumen und mit Blick aufs Meer. 

J: Ich lebe in einer renovierten Wohnung in einem typischen „Ostblock“-Wohnhaus. Es steht ganz in der Nähe eines Wald und der Neris (ein Fluss).

Je: Als Missionare haben wir kein eigenes Zuhause. Wir leben für die Zeit, in der wir in einer Pfarre sind, direkt im Pfarrheim mit.

U: Ich wohne in einem Zimmer, in dem ich alles habe, was ich brauche: eine kleine Küche, ein Bad. Ich mag es, weil ich einen sehr hohen Raum habe.

 

Was magst du besonders an deiner Heimat?

F: Die Menschen in Ghana sind sehr freundlich. Sie mögen es Zeit miteinander zu verbringen, auch mit Menschen, die nicht aus Ghana sind.

M: Das Schöne hier ist, dass man sich hier im Norden von Neuseeland gut selbst erhalten kann. Wir können im Meer fischen, Früchte und Pflanzen im Wald sammeln und Gemüse im Garten anbauen. 

J: Litauen ist das Land des Basketballs, was ziemlich genial ist. Und ich mag das litauische Essen sehr gern.  

Je: Was ich an den USA sehr mag, sind die vielfältigen Landschaften und die vielen Nationalparks. Ich schätze außerdem die vielen Kulturen und die Diversität, auch wenn das viele anders sehen. Wir können hier unseren Glauben frei leben, das ist nicht überall so. Das ist ein großer Segen!

U: An den Mexikaner*innen mag ich, dass wir ein sehr fröhliches Volk sind. Es gibt immer was zu feiern und zu lachen. 

 

Gibt es etwas, das du nicht magst?

F: Im März ist es bei uns oft sehr heiß und trocken (über 40 Grad) . Ich mag es nicht, wenn es so heiß ist.

M: Im Norden von Neuseeland haben wir eine sehr hohe Arbeitslosigkeit. Ich würde mir wünschen, dass die Regierung endlich etwas dagegen tut.

J: Ich mag den großen Bevölkerungsschwund in Litauen nicht und die Tatsache, dass die Politikerinnen und Politiker nicht genug dagegen machen.

Je: Den Rassismus. Und den großen Fokus aufs “größer, besser und reicher” Werden. Dadurch werden die Moral und die Wichtigkeit der Familie vergessen. Ich habe gelernt, dass dieses “dem Glück nacheifern” nur zu Einsamkeit, Traurigkeit und Verlust von Identität führt. Es ist eine Lüge, dass Materielles Glück bringt und das führt viele Menschen in eine Sackgasse.   

U: Sehr viele Menschen sind oft sehr negativ Neuem gegenüber eingestellt und es gibt viele Menschen mit Vorurteilen.

 

Was ist dein Lieblingsessen?

F: Mein Lieblingsessen ist Banku mit Chili und Titiapa-Fisch. Für Banku wird zuerst Maismehl mit Wasser angesetzt und gegärt. Dieser Brei wird dann über dem Feuer mit Wasser zu einer dicken Masse angerührt. Sobald es abgekühlt ist, werden aus der Masse Bällchen geformt und mit Suppe, Sauce, Fleisch oder Fisch serviert. Man isst Banku mit den Händen.

M: Mein Lieblingsessen ist ein sehr typisches Maori Essen: „Boilup“. Dazu wird Fleisch mit unterschiedlichem Gemüse, Kartoffeln und Paprika, und Meereskresse in einem Topf für zwei Stunden langsam gekocht.

J: Im Sommer mag ich Šaltibarščiai, das ist eine Rote Rüben Suppe mit Kartoffeln. Im Winter mag ich Kebab mit viel Jalapeno Chilis und Käse.

Uriel: Enchiladas verdes. Das sind Tortillas, die mit Huhn, Zwiebel, Kräutern, Sauerrahm und viel Käse gefüllt werden. Die Tortillas werden zuvor in einer Sauce aus grünen Chilis eingeweicht und danach angebraten. Sie werden auf  Salat serviert. Sehr, sehr lecker!  

 

Was tust du gerne in deiner Freizeit?

F: Ich lese gerne Geschichten oder sehe fern, weil ich dabei viel lernen kann.

M: Ich gehe sehr gerne in die Natur und fotografiere dort Pflanzen. Das beruhigt mich immer sehr.

J: Ich mag es zu schlafen, ohne dass mich der Wecker weckt. Und ich fahre gerne mit meinen Freunden Autorennen. Außerdem genieße ich es sehr entlang des Flusses Rad zu fahren.

U: In meiner Freizeit versuche ich so viel Sport wie möglich zu betreiben, weil ich danach viel energiegeladener bin. Ich spiele liebend gerne „fútbol rápido“, das ist eine sehr beliebte Form von Fußball hier. Es ist sehr schnell, intensiv und spannend. 

 

3 Dinge, die mir wichtig sind...

F: Meine Familie; meine Schule; meine Freunde.

J: Meine Zeit sinnvoll nutzen; meine Familie und alle Menschen, die mir wichtig sind; Autos!

Je: Meine Beziehung zu Jesus; meine Berufung Ehefrau und Mutter zu sein; die Suche nach Gottes Willen für mein Leben und meine Gaben und Fähigkeiten dafür zu nutzen anderen zu helfen.  

U: Familie; Frieden; und Zufriedenheit.

 

Wenn du einen Wunsch frei hättest, was würdest du dir wünschen?

F: Mit meiner Familie viele Länder bereisen.

M: Ich würde mir mehr „Aroha“ wünschen. Das heißt „eins in Liebe sein“. Ich wünsche mir, dass die Menschen auf unserer Welt mehr Liebe zeigen können und liebevoller miteinander umgehen. Das ist leider auf unserer Erde verloren gegangen. Und nur wer Liebe erfährt, kann auch Liebe weitergeben.

J: Die Macht die Welt zu ändern! Dann würde es keine Kriege mehr geben und die Menschen, vor allem Politikerinnen und Politiker, würden tatsächlich die Dinge tun, die in diesem Moment gemacht werden müssen. Und außerdem hätte ich wirklich gern 1 Million Dollar.

Je: Ich würde mir wünschen, dass jede und jeder weiß, dass sie/er ein Kind Gottes ist, das immens von ihm geliebt wird, ohne jegliche Bedingungen. 

U: Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen weiterhin zufrieden und gesund leben zu dürfen. Dass ich mein Leben so annehmen kann, wie es kommt und ich mich nicht nach Dinge sehne, die nicht wichtig oder nicht erreichbar sind.

Tipp

Da diese Seite hier leider zu klein für die vielen spannenden Antworten ist, findest du hier leider nur eine gekürzte Version des Interviews. Die gesamten Antworten, weitere Personen und viele Fotos mehr findest du hier

Marie Mayrhofer

ist Teil des Jungscharbüros Linz und philosophiert gerne über Gott und die Welt.