Wenn Jesus ein Mädchen wäre...

10.09.2021 | von Marie Mayrhofer
„Gott hat uns seinen Sohn auf die Erde geschickt, um uns zu erlösen.“ Aber warum denn keine Tochter? Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn Maria in Bethlehem ein Mädchen zur Welt gebracht hätte? Würde die Welt heute anders aussehen? Hier findest du eine spannende philosophische Gruppenstunde für Mädchen und Buben ab 12 Jahren.
Alter
Alter
10-12 Jahre
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 5 Pers.
Gesamtzeit
Gesamtzeit
90 Minuten

Steckbriefe: Jesus als Mädchen? Jesus als Bub?

Material: vorbereitete Steckbriefe, Kärtchen mit Eigenschaften, Stifte

Für diese Übung teilst du deine Gruppe in Kleingruppen ein. Du kannst sie aber auch alleine arbeiten lassen. Dazu bereitest du am besten die Steckbriefe zum Ausfüllen schon im Vorhinein vor oder kopierst eine noch nicht ausgefüllte Seite aus einem Freundschaftsbuch. Mögliche Kategorien sind zum Beispiel: Lieblingsfarbe, Lieblingstier, Hobbies und Eigenschaften. Für die Kategorie Eigenschaften ist es hilfreich, wenn du etwa zehn Eigenschaften (z.Bsp.: neugierig, wild, frech, brav, quirlig, sanft, ruhig, sensibel, lustig ...) auf Kärtchen schreibst und in die Mitte des Raumes legst. So können die Kids besser auswählen und der Vergleich am Ende der Übung fällt leichter.

Lass nun die Kids die Steckbriefe ausfüllen. Die eine Hälfte füllt ihn für Jesus als Buben aus, während die andere Hälfte ihre Steckbriefe für Jesus als Mädchen ausfüllt. Lade die Kids dazu ein sich zu überlegen, welcher Bub/ welches Mädchen „ihr“ Jesus ist. Sie dürfen auch gerne ein Bild zu ihrem Steckbrief zeichnen.

Sobald sie fertig sind, werden die Steckbriefe des Buben Jesus mit den Steckbriefen des Mädchens Jesus verglichen.

 

Mögliche Impulsfragen für eine Diskussion sind:

  • Wo liegen die Unterschiede zwischen den Steckbriefen?
  • Sind die Unterschiede wesentlich? Wenn ja, warum? Wenn nein, was heißt das?
  • Sind Buben und Mädchen anders? Wie unterscheiden sie sich?
  • Was kann Jesus, das Mädchen, anders als Jesus, der Bub? Und umgekehrt?
  • Wenn Jesus ein Mädchen gewesen wäre, wie hätten die Menschen auf sie reagiert? Denk auch daran, dass Jesus in einer anderen Zeit gelebt hat.

Tipp: Schaut euch das Youtube Video „ALWAYS #WieEinMädchen“ an und überlegt, wieso Mädchen manchmal anders behandelt werden als Buben.

 

Improvisationstheater: Wir schreiben die Bibel um!

Material: eine kunterbunte Kostümkiste

Sucht euch eine Geschichte aus dem Neuen Testament aus und erinnert euch kurz, was Jesus darin erlebt hat. Frage die Kids nach ihren Lieblingsgeschichten von Jesus; es ist aber sinnvoll, wenn du ein paar Geschichten aus dem Ärmel ziehen kannst. (Jesus wählt seine Apostel, Die Hochzeit von Kana oder Jesus heilt einen Blinden). Erinnert euch auch, wie sich die anderen Beteiligten in der Erzählung Jesus gegenüber verhalten.

In kurzen Szenen könnt ihr nun ausprobieren, wie die Bibelstelle vielleicht anders verlaufen wäre, wenn Jesus ein Mädchen/eine Frau gewesen wäre. Hätte sie anders gehandelt? Hätten die Menschen anders reagiert?

Variante: Je nach Gruppendynamik kann die „Improvisation“ auch weggelassen werden. Dazu lässt du die Kids in Kleingruppen eine (oder auch unterschiedliche) Bibelstellen umschreiben und sich dann gegenseitig vorführen.

Tipp: Lass ganz bewusst auch Buben in die Rolle von Jesus als Mädchen schlüpfen und umgekehrt.

 

Freies Philosophieren

Dazu macht ihr es euch am besten in einem Kreis gemütlich. Wenn du noch nie mit Kindern philosophiert hast, lies dir zuerst die Infobox mit den praktischen Tipps dazu durch.

Als Einstieg in die Diskussion bietet sich an die Kids zu fragen, wie es ihnen beim Theaterspielen gegangen ist oder warum sie sich für eine gewisse Handlung/Reaktion entschieden haben.

 

Weitere spannende Impulsfragen zum Thema „Jesus als Mädchen" könnten sein:

  • Welche Rolle und welche Aufgaben hatten Mädchen in der Zeit, in der Jesus gelebt hat? Ist das heute anders? Wie?
  • Würde die Bibel heute anders aussehen, wenn Jesus ein Mädchen gewesen wäre?
  • Wäre das Leben von Jesus anders verlaufen?  Wäre sie so bekannt geworden? Warum oder warum nicht?
  • Würde die Kirche heute anders aussehen? Würde unser Glaube heute anders sein?
  • Würden unsere Gesellschaft und unsere Welt heute anders aussehen?

Praktische Tipps zum Philosophieren mit Kindern

  • Stelle nur offene Fragen. Verwende keine Ja/Nein-Fragen, sondern nütze sogenannte „W-Fragewörter“ (Warum? Wie? oder Was?)
     
  • Lass den Kindern Zeit sich ihre Antworten zu überlegen! Bleib ruhig in stillen Momenten und stell nicht gleich eine neue Frage. Wenn du das Gefühl hast, dass die Kinder die Frage nicht verstanden haben, formuliere sie einfach um.
     
  • Auch beim Philosophieren gelten die normalen Gesprächsregeln: kein Auslachen, keine bösen Wörter, einander Ausreden lassen, kein Richtig oder Falsch … .
     
  • Kinder sind Expert*innen! Du kannst ihnen auch sehr tiefsinnige Fragen zutrauen, wenn du sie einfach formulierst. Zeig ihnen, was sie schon alles wissen und wie wichtig ihre Meinung ist!
     
  • „Ich weiß nicht!“ gibt es so nicht. Frage nach einer Begründung, vielleicht haben sie nur noch nicht wirklich darüber nachgedacht. Und lade Kinder auch durch direkte Fragen zum Mitdenken ein.
     
  • Stell bewusst auch provokative und ungewöhnliche Fragen!
     
  • Übergib das Zepter an die Kinder. Als Leiter*in hast du zwar die Gesprächsleitung, du solltest aber die Aussagen der Kinder aufgreifen und sie die Richtung bestimmen lassen, in die die Diskussion läuft.
     
  • Auch Philosoph*innen brauchen mal frischen Wind. Es kann hilfreich sein zwischendurch einen kleinen Energizer einzubauen. Achte aber darauf niemals einen „Disskussionsflow" zu unterbrechen.
     
  • Vergiss nicht Spaß zu haben! Auch beim Philosophieren darf es lustig zugehen.

Buchtipp

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„Fragen fragen" von Jostein Gaarder

 „Könnten alle Sterne und Planeten da sein, auch wenn niemand von ihnen wüsste?"

Fantasievoll und berührend stellt Jostein Gaarder diese und viele weitere spannende Fragen im Buch „Fragen fragen". Die Antworten dazu dürfen wir uns selbst überlegen.

Marie Mayrhofer

ist Teil des Jungscharbüros Linz und philosophiert gerne über Gott und die Welt.