Zusammen Wirken in der Jungschar

04.11.2019 | von Stefan C. Leitner
Auf Wikipedia findest du folgende Definition von Kooperation: „Kooperation ist das zweckgerichtete Zusammenwirken von Handlungen zweier oder mehrerer Lebewesen, Personen oder Systeme, in Arbeitsteilung, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Ist die wechselseitige
Einwirkung der Akteure nicht intentional oder zweckgerichtet, spricht man hingegen von Interaktion."

In der Jungschar leben wir den Gedanken, dass Kooperation vor Konkurrenz stehen soll. Sind wir aber wirklich immer so kooperativ, passen wir und unsere Arbeit mit den Jungscharkindern und Ministrant*innen wirklich in diese Definition hinein, was kannst du selbst in der Pfarre und/oder pfarrübergreifend tun? Auf dieser Seite findest du ein paar Gedanken und Impulse dazu.

 

Ist das Handeln in der Jungschar zweckgerichtet?

Auf jeden Fall. Aber, wird jede*r von uns die gleiche Antwort auf die Frage des Zwecks der Jungschar geben? Wahrscheinlich nicht. Eine Antwort wird sicher sein: um Spaß und Freude mit den Kindern zu erleben, um Gemeinschaft sichtbar zu machen - Gemeinschaft im Sinne Jesu. Andere werden antworten: um die Zeit sinnvoll zu nützen, um anderen zu helfen - zum Beispiel wenn man als Sternsinger*innen Spenden sammelt, um sich gegen Ungerechtigkeiten einzusetzen und Lobbyarbeit für andere zu betreiben - hier in Österreich und für Menschen auf der ganzen Welt. Wenn du dir die vier Handlungsfelder Lebensraum, Lobby, Hilfe und Kirche, in denen die Jungschar tätig ist, ins Gedächtnis rufst, wirst du darin sicherlich noch viele Aspekte finden, was denn nun der Zweck von Jungschar ist. Was ist der Zweck aus deiner Sicht - hast du dir das schon einmal überlegt?

Laut Definition ist Kooperation: Handlungen von zwei oder mehr Personen in Arbeitsteilung. Dass Jungschar viel mehr Freude macht, wenn man „viele" ist, das ist, glaube ich, sofort verständlich. Aber auch im Gespräch zwischen zwei Personen -  z.B. zwischen Gruppenleiter*in und Jungscharkind können nachhaltige, lebendige, bleibende Eindrücke entstehen, die oft und lange in den Menschen nachhallen können. Jungschar ist bunt und jede*r von uns bringt seine eigenen Farben mit ein in dieses System. Arbeitsteilung klingt nach Beruf und Anstrengung und Hierarchie und irgendwie auch ein wenig technisch. Ist Jungschar ein Beruf oder vielleicht, um einen in kirchlichen Kreisen oft zu findenden Begriff zu verwenden, auch eine Berufung? Es gibt Menschen, deren Job es ist und die dafür bezahlt werden, Jungschararbeit zu machen – bei so einer großen Organisation verständlich.

Alle, die sich haupt- und ehrenamtlich engagieren, spüren wahrscheinlich immer wieder diesen Funken in sich. Der Funken wird spürbar, wenn man in „Arbeitsteilung" - also gemeinsam etwas geschaffen, erlebt, diskutiert, ... hat. Sei es in der Gruppenstunde, beim gemeinsamen Gottesdienst, am Jungscharlager, beim Sternsingen, oder ganz einfach nach einer erfolgreichen Aufräumaktion im Jungscharraum am Ende des Arbeitsjahres.

  

Wo finden wir das gemeinsame Ziel?

Da werden wir nun nicht ein einziges Ziel finden, sondern viele. Die gesamte Jungschar- und Minigruppe wird andere Ziele haben als einzelne Mitglieder. Der Pfarrgemeinderat und die Gruppenleiter*innenrunde haben wahrscheinlich wieder andere Ziele und Vorstellungen, was die Jungschar so tun und machen soll.

Aber auch hier sollten wir uns die Frage stellen: Was wollen wir gemeinsam? Das bringt uns schon in Richtung Kooperationen über die Jungschargruppen der Pfarrjungschar hinaus. Es ist gut, sich Ziele zu stecken. Ziele für die einzelnen Gruppenstunden (was möchte ich den Kindern mit auf ihren Weg geben, was soll besprochen werden, wann müssen wir die Proben für das Theaterstück beendet haben, ...), für einzelne Veranstaltungen, für das Jungscharjahr, für die gemeinsame Zeit im Laufe eines „Jungscharlebens". Manchmal ist es dann gut und notwendig, zur Erreichung dieser Ziele Kooperationen einzugehen (Eltern, die am Jungscharlager kochen, der Onkel, der mit seinem Anhänger etwas transportieren kann, mit den Gruppenleiter*innen des Nachbarortes eine Veranstaltung gemeinsam planen und durchführen, ...).

 

Wo findest du in deiner aktiven Jungschartätigkeit Kooperationen?

Wo fehlen Kooperationen? Welche Dinge und Projekte wolltest du unbedingt schon einmal anpacken, aber alleine geht es einfach nicht? Wenn ihr etwas plant, denkt ihr dann auch an andere, die vielleicht Interesse haben könnten (gemeinsames Spielefest mit allen Kindern des Ortes – vielleicht auch mit den Flüchtlingskindern, zu denen es sonst keinen Kontakt gibt?) und werden diese Interessierten von euch angesprochen? Macht ihr den ersten Schritt, um eine Kooperation anzustreben oder wartet ihr, bis andere auf euch zukommen?

Hoffentlich findest du hier nun ein paar Anregungen und Ideen zum Thema Kooperation. Was bedeutet das, was muss und kann ich selbst tun, wen braucht es dazu, über welchen Tellerrand könnte ich einmal schauen, ... ?

Für unser aller gemeinsames Zusammenleben braucht es immer wieder die Offenheit sich auf andere einzulassen, Neues anzupacken und miteinander zu tun. Viel Freude dabei!

 

Tipp

Die Katholische Jungschar Österreichs hat sich zum Thema Kooperation auch immer wieder viele Gedanken gemacht. Einen kleinen Einblick bekommst du über das Positionspapier „Kooperation fördern". Dort heißt es unter anderem: „Wir, die Katholische Jungschar, sind uns bewusst, dass es wichtig ist, dass Mädchen und Buben mit  Konkurrenzsituationen umgehen lernen. Dennoch ist es uns auch wichtig Alternativen aufzuzeigen und somit kooperativen Umgang zu fördern."

Stefan C. Leitner

war Mitglied im voll.bunt Arbeitskreis, ist nach wie vor im Dreikönigsaktion Arbeitskreis dabei und ist in Sachen Jungschar schon langjährig tätig.