einMischen – aufMischen – mitMischen

21.12.2020 | von Verena Schaufler
Schon seit langem ist es uns in der Katholischen Jungschar ein Anliegen, dass Kinder mit ihren Meinungen und Ihren Wünschen ernst genommen werden. Das gelingt fast immer sehr gut.

Die Kinder aktiv in alle Entscheidungen miteinzubeziehen, ist manchmal eine noch größere Herausforderung. Aber: Diese Herausforderung ist meisterbar!

Zuerst jedoch zurück an den Anfang. Bevor wir über gelungene Partizipation reden, muss geklärt sein, was das eigentlich ist und warum wir das in der Jungschar wollen.

 

Partizipation

Nun, Partizipation bedeutet Teilhabe und meint das Mitbestimmen und Mitwirken am demokratischen System. In unserem Fall geht es um Kinder, die in Angelegenheiten, die sie betreffen, miteinbezogen werden.

„Mitmischen dürfen“ ist sogar ein Kinderrecht. Das heißt, Kinder haben Anspruch auf Teilhabe an all jenen Dingen, die sie betreffen. Im Artikel 12 und 13 der UN Kinderrechtskonvention ist festgehalten, dass Kinder das Recht haben, ihre eigene Meinung zu äußern. Damit Kinder sich eine Meinung bilden können, brauchen sie dementsprechende Informationen. Auch das soll durch die Kinderrechte sichergestellt werden. In Artikel 17 heißt es, dass Kinder Zugang zu Informationen haben sollen, die für ihre Entwicklung förderlich sind. Dabei sind vor allem Bücher, Zeitschriften aber auch kindgerechte Fernsehsendungen gemeint.

Bescheid zu wissen ist der erste Schritt, damit ein demokratisches Miteinander erfolgreich sein kann. Denn ohne zu wissen, was im Umfeld und auf der Welt gerade so passiert, kann auch niemand erahnen, woran man eigentlich teilhaben könnte. Und ohne die nötigen Informationen und das damit erlangte Wissen können auch keine eigenständigen Meinungen gebildet werden. Ohne den Kindern den Zugang zu Informationen zu ermöglichen, kann Partizipation von Kindern nicht funktionieren. 

Das ist auch in der Jungschar wichtig. Überlege dir immer im Vorhinein, welche Informationen die Kinder brauchen, um eine - wie es ja schon richtig heißt - informierte Entscheidung treffen zu können. "Überfalle" also die Kinder nicht mit der Mitbestimmung und Entscheidungen, sondern biete ihnen die Möglichkeit sich darauf vorzubereiten. Ihr könnt euch auch gemeinsam über die nötigen Dinge informieren. 

 

Die Stufen der Partizipation

Mitmischen kann auf mehreren Ebenen stattfinden, die den Kindern je nach Stufe mehr Verantwortung übergibt und auch mehr Eigeninitiative von ihnen fordert. 

Stufe 1 - Information: Die Kinder werden über Angelegenheiten, die sie betreffen, informiert.

Stufe 2 - Befragen: Die Meinung der Kinder wird eingeholt und berücksichtigt.

Stufe 3 - Mitentscheiden: Kinder treffen mit den Erwachsenen gemeinsam Entscheidungen. Dabei zählt die Stimme eines Kindes genauso viel wie die des Erwachsenen.

Stufe 4 - Eigen- oder Alleinverantwortung: Kinder haben alleine die Verantwortung über Projekte oder Themen, die sie betreffen.

 

Bei allen Stufen spielt die Freiwilligkeit und Wertschätzung der Kinder eine zentrale Rolle. Denn wer Spaß an einer Aufgabe hat, wird sich auch gerne damit beschäftigen. Durch die Teilhabe an Mitbestimmungsprozessen werden Kinder selbstsicherer, lernen Verantwortung zu übernehmen, erkennen Zusammenhänge und entwickeln ein höheres Demokratieverständnis.

 

Wie kann Teilhabe in der Jungschar gelingen?

Ein wichtiger Hinweis vorweg: Überfordere deine Gruppe nicht!

Wenn du mit kurzfristigen und kleinen Projekten beginnst, seht ihr sehr schnell Ergebnisse, was die Motivation und die Freude bei den Kindern aber auch sicher bei dir steigert. Partizipation muss nicht kompliziert sein. Stellt einen Briefkasten auf, in den Kinder Rückmeldungen, Wünsche, Fragen und mehr einwerfen können. Das kann vor allem für Kinder, die in der Gruppe unsicher sind, hilfreich sein, damit auch sie ihre Anliegen einbringen können. Alle Briefe sollen dabei helfen, die Jungschar für die Kinder noch besser zu gestalten.

 

Ein Beispiel dafür ist die gemeinsame Planung der Gruppenstunden.

Überlegt gemeinsam, welche Themen die Kinder gerade interessieren, was sie gerne machen würden oder welche Spiele sie gerne spielen wollen. Überlegt euch, wie aus den Ideen eine runde Gruppenstunde werden kann, wie die Spiele und Aktionen zum Thema passen oder ob ihr daraus mehrere Stunden machen wollt.

Wenn die Kinder bereit dazu sind, können auch einzelne Kinder Teile der Gruppenstunde vorbereiten und anleiten.

 

Beteiligung kann über den Gruppenraum hinausgehen.

Du kannst mit deiner Gruppe überlegen, wo sie sich gerne in der Pfarre aufhalten und wo nicht, welche Orte sie gerne für sich erobern würden und was sie ändern können, damit das gelingt. Die Ergebnisse können dem Pfarrer übergeben werden, im Pfarrgemeinderat präsentiert werden. Oder ihr könnt bei einer Aktion die Pfarrgemeinde darauf aufmerksam machen.

 

Partizipation

muss also nicht schwierig, kompliziert und komplex sein. Es braucht vielleicht am Anfang Überwindung das Ruder ein Stück aus der Hand zu geben, umso wichtiger ist es sich zu trauen und so einen wichtigen Beitrag zu einer Jungschar zu leisten, in der die Stimme der Kinder nicht nur gehört, sondern auch auf sie gehört wird leisten. 

 


Quellen (und noch mehr Infos zu Partizipation von Kindern findest du unter): Sapere audewww.kinderrechtskonvention.info

Verena Schaufler

arbeitete als Bildungsreferentin bei der Katholischen Jungschar Linz.