Gemeinsam feiern – multireligiös

30.07.2019 | von Michaela Druckenthaner
Hier findest du eine gut durchdachte, multireligiöse Feiern zum Thema Frieden. Neben Hintergrundwissen beinhaltet dieser Beitrag auch wichtige Hinweise für gemeinsame Gebete, damit mulitreligiöses Feiern gelingen kann.
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 12 Pers.
Gesamtzeit
Gesamtzeit
30 Minuten

Begrüßung und Einführung

Kinder bringen Begriffe, Sätze oder Aussagen, die ihnen zum Wort Frieden einfallen. Diese werden in der Vorbereitung mit ihnen gesammelt und dann auf Kärtchen gedruckt, die auf eine Pinwand aufgepinnt oder in die Mitte gelegt werden.

Z.B. „Gib einen Frieden“, friedlich, Friedenslicht, „Lass mich in Frieden“, Friedenstaube, „Gehet hin in Frieden“
Die Feierleitung fasst zusammen: Frieden hat viele Gesichter

 

Eröffnungsgebet

Muslimische Vertretung:

Im Namen Gottes, der die Welt geschaffen hat und erhält.

Im Namen des barmherzigen Gottes, der sich unser erbarmt.

Im Namen Gottes, der ganz nah bei uns ist.

Im Namen Gottes, der barmherzig ist und ein Erbarmer.

 

Christliche Vertretung:

Gott, du Quelle des Lebens,

du lässt uns träumen von einer neuen Welt.

Dort wird das Wasser des Lebens fließen,

dort werden Bäume grüne Blätter tragen

und Völker werden Heilung finden.

Auf dieses Bild der Hoffnung verlassen wir uns.

Du gibst uns den Mut,

schon jetzt aus dir,

der Quelle des Lebens, Kraft zu schöpfen,

Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.1

 

Gedanken aus dem Koran

zu Frieden, Gerechtigkeit, Vergebung

 

Gedanken aus der Bibel

z.B. Jesaja, 32,15-18:

Einleitung zur Schriftstelle: Ein Prophet ist einer, den Gott auserwählt hat, um sein Volk zu ermahnen, zu trösten und Nachrichten von Gott zu überbringen. In der folgenden Bibelstelle beschreibt Jesaja die Welt, wie sie sein könnte oder auch mit Gottes Hilfe sein wird.

Zuerst hören wir die Stelle aus der Bibel und danach eine „Übersetzung“, wie die Kinder sie verstanden haben:

„Wenn aber der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird, dann wird die Wüste zum Garten und der Garten wird zu einem Wald. In der Wüste wohnt das Recht, die Gerechtigkeit weilt in den Gärten. Das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein, der Ertrag der Gerechtigkeit sind Ruhe und Sicherheit für immer. Mein Volk wird an einer Stätte des Friedens wohnen, in sicheren Wohnungen, an stillen und ruhigen Plätzen.“

Die Deutung könnte in folgende Richtung gehen: Die Wüste wird zum Garten. Dort wo nichts mehr ist, wo Wohnungen, Schulen, Straßen zerstört sind, wird wieder Leben blühen. Das ist ein ganz starkes Hoffnungsbild für überall dort, wo Krieg ist. Grundvoraussetzung für den Frieden ist Gerechtigkeit – was kann das heißen?


Gemeinsame Bitten

  1. Muslimisch: O Gott, führe uns auf die Wege des Friedens, gib uns die Stärke gerecht zu handeln und schenke uns Geduld, um zu vergeben.
  2. Christlich: Guter Gott, wir bitten dich für alle, die nicht in Frieden leben können.
  3. Muslimisch: O Gott, wir danken Dir für den Frieden in Deiner Schöpfung und den Frieden in uns, für den Frieden zwischen den Menschen, für den Frieden zwischen Dir und den Menschen, für den Frieden zwischen Mann und Frau, für den Frieden der Generationen und dafür, dass Du uns zum Frieden leitest.
  4. Christlich: Guter Gott, wir bitten dich, lass uns immer wieder den Mut finden, uns für ein friedliches Miteinander einzusetzen.

 

Abschluss

Christliches Friedensgebet:  

Guter und barmherziger Gott, wir bitten um den Frieden in dieser Welt.

Rühre du die Herzen der Menschen an und gibt ihnen Gedanken des Friedens und der Versöhnung.

Erfülle die Menschen mit Ehrfurcht vor dem Leben eines jeden Einzelnen, vor dem Leben aller Völker und Nationen und dem Geschenk der Schöpfung.

Gib, dass der Wille zum Frieden den Hass überwindet.
Lass die Menschen erfahren, dass sie alle deine Kinder sind und Geschwister, denen du deine Liebe schenkst.

Gütiger Gott, mache mich und alle Menschen zum Werkzeug deines Friedens.
Amen.2

 

Muslimisches Bittgebet:

Wir bitten um Kraft mit einem Gebet des Propheten Muhammed – Friede sei auf ihm und uns

Oh Allah, nichts ist leicht, was du nicht erleichtert hast,

und du machst die Schwierigkeiten, wenn du willst, leicht.

Oh Herr, du bist die Quelle jeder Kraft;

so gib uns Kraft,

damit wir sie in deinem Sinne einsetzen können.

Unser Gott, von dir kommen unsere Gesundheit und unsere Stärke,

so lass sie uns auch für die Schwächeren einsetzen.

 

Liedideen zwischen den Elementen:

Wenn einer alleine träumt

Aufstehn, aufeinander zugehn

We are the world

Heal the world

 


Material: Begriffe zum Thema Frieden mit Kindern erarbeiten und auf Kärtchen schreiben, ev. Pinwand oder gestaltete Mitte. Mit den Kindern eine gemeinsame Deutung der Bibelstelle/der Stelle aus dem Koran erarbeiten bzw. die Bibelstelle ins Heute versetzen.

 


1 Evangelisches Gottesdienstbuch 1999

2 Nach dem Friedensgebet aus dem Europakloster Gut Aich

voll.dabei

Gemeinsam beten?

Das Gebet ist eine zentrale Glaubenspraxis vieler Religionen. Diese Glaubenspraxis wird in den jeweiligen Religionen ganz unterschiedlich verstanden und hat ganz unterschiedlich festgeprägte Formen, die in der Regel nur gemeinsam mit Gläubigen der eigenen Religion verrichtet werden (können). Diese unterschiedlichen Sichtweisen hängen u.a. mit unterschiedlichen Gottesbildern zusammen und mit unterschiedlichen Vorstellungen der Beziehung des Menschen zu Gott. Ein gemeinsames Gebet gestaltet sich daher als sehr schwierig. Sinnvoller und einfacher ist es zu einer multireligiösen Feier einzuladen.

Multireligiöse Feier bedeutet, dass Angehörige verschiedener Religionen neben- und nacheinander, aber eventuell durchaus in einem gemeinsamen liturgischen Rahmen, jeweils ihre eigenen Gebete sprechen.

 

Religiöse Feier oder Gottesdienst?

Die Bezeichnung der gemeinsamen Feier als „Gottesdienst“ ist zu vermeiden, da z.B. Muslimas und Muslimen darunter in erster Linie das fünfmalige tägliche Ritualgebet verstehen, welches formal streng festgelegt ist und keine gemeinsame Gestaltung zulässt. Auch ist darauf zu achten, dass „Allah“ und „Gott“ als gleichwertige Bezeichnungen verwendet werden. Das arabische Wort „Allah“ ist kein Eigenname, sondern bedeutet lediglich „der (eine) Gott". Deshalb verwenden auch arabischsprachige Christ*innen das Wort „Allah", wenn sie Gott meinen.3

 

Vorbereitung und Ablauf

Eine multireligiöse Feier wird immer gemeinsam von Vertreter*innen aller beteiligten Religionen vorbereitet. Die einzelnen Schritte werden miteinander abgestimmt. Es sollten Elemente aus den Traditionen aller beteiligten Religionen in die Feier integriert werden. Dabei werden Worte und Gesten vermieden, die bei den Angehörigen anderer Religionen Anstoß erregen können. Schriftlesungen aus Tora, Bibel und Koran bzw. den religiösen Schriften anderer beteiligter Religionsgemeinschaften bilden neben Gebeten aus der Tradition der jeweiligen Religionen zentrale Elemente der Feier. Diese werden von den Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Religion im Beisein der Andersgläubigen gesprochen. Man betet nacheinander, nicht miteinander. So wird der Eindruck einer Vermischung oder Vereinheitlichung der Religionen vermieden und die Vielfalt deutlich.4

Ich empfehle unbedingt, noch weiter nachzulesen!

 


3 Vgl. Dr. Stefan Schlager, Handreichung zu multireligiösen Feiern am Beispiel christlich – islamischer Feiern.

4http://www.bistum-osnabrueck.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/GemeinsamReliFeiern_WEB.pdf

Siehe dort auch weitere Hinweise zur sensiblen Gestaltung einer mulireligiösen Feier: Ort/Termin/Musik/Symbole/Schriftlesungen!

 

Michaela Druckenthaner

ist Theologin und Geistliche Assistentin sowie Kinderpastoralreferentin bei der Katholischen Jungschar Linz.