Glockengeläut früher und heut’

09.09.2021 | von Elisabeth Greil
Wir alle kennen sie, die großen Glocken im Glockenturm und die kleinen Glocken, die beim Gottesdienst geläutet werden.

Speziell diese kleinen Glocken haben mir so manches Mal Kopfzerbrechen bereitet, wenn meine jungen Minis sich nicht merken konnten, wann die Glocken geläutet werden sollen und wann nicht. So habe ich recherchiert, woher die Tradition kommt zu bestimmten Zeiten Metall zum Klingen bringen.

 

Im alten China

Bereits im alten China gab es tönende Metallgefäße mit denen die Menschen zusammengerufen wurden. Glocken hatten ursprünglich die Form von gebogenen Platten, erhielten später auch die Formen von Frucht-, Schnecken- oder Eierschalen und sind heute meist in Kelchform gebräuchlich. Bereits ab dem 9. Jahrhundert vor Christus gab es in Asien den Bronzeguss und in Ägypten den Guss aus Gold oder Silber. Bei uns im Abendland lösten die Glocken in Form von gebogenen Platten im 5. Jh. n. Chr. die Verwendung von Schlagbrettern ab. [Diese Schlagbretter haben sich in Form von Ratschen oder Klappern am Karfreitag bis heute gehalten.]

 

Freude und Schutz

Glocken dienten seit jeher der Festlichkeit, als Signal für öffentliche Veranstaltungen und der Abwehr von Unheilskräften. Dies führte dazu, dass man in den ersten Jahrhunderten der katholischen Kirche die Glocke als heidnisches Kultinstrument sah. Durch den Gebrauch von Schellen (Glöckchen) in Bibelstellen wie Ex 28,33f; 39,25f wurden die Verwendung von Glocken auch für das Christentum gerechtfertigt.

Als Erste verwendeten Klöster die Glocken um an die Gottesdienstzeiten zu erinnern. Vermutlich durch irische Wandermönche kommt die  Verwendung von Glocken auch in die Pfarrgemeinden und ist bei uns seit dem 8. Jh. üblich. So zeigen Glocken heute den Beginn des Gottesdienstes, unterstreichen den festlichen Einzug, machen Zuhause gebliebene auf den Fortgang des Gottesdienstes aufmerksam (Evangeliums- und Wandlungsläuten). Sie künden Sonn- und Feiertage an, rufen zu Gebetszeiten (Morgen, Mittag, Abend) sowie in Notsituation auch zum Gebet zu Hause (Sterbeglocke, Wetterglocke) und zeigen die österliche Struktur (Angstläuten am Donnerstagabend, „Schiedung“ =Verscheiden des Herrn, am Freitagmittag).

Für diesen Dienst werden Glocken seit dem 8. Jh. gesegnet, im Mittelalter auch gereinigt und gesalbt. Heute wird mehr der das Rufen der Glocke und ihre sammelnde Wirkung für die Gemeinde betont, die „ein Herz und eine Seele“ werde.

 

Unsere kleinen Altarglocken

Sie werden auch Schellen genannt und sind im 1200 entstanden. Sie sollen auf wichtige Teile der Messe aufmerksam machen. Wenn man sich die heutige Praxis in den Pfarren ansieht, so kann man feststellen, dass jede Pfarrgemeinde ihre eigene Tradition des Läutens hat. Es gibt keine einheitliche Läuteordnung für Gottesdienste. In den meisten Orten ist es üblich bei den Einsetzungsworten der Wandlung zu läuten oder mancherorts auch bei der Erteilung des Sakramentalen Segens.

So gibt es Minis, die drei Mal andere die „nur“ ein Mal daran denken müssen, das Läuten nicht zu vergessen.

Elisabeth Greil

ist Religionslehrerin, ehemalige Vorsitzende KJS Linz und ehemals Mini-Arbeitskreis der Diözese Linz.