Schätze in der Tasche

Jetzt wird das Handy zerlegt! Diese Gruppenstunde führt von den Einsatzmöglichkeiten eines Mobiltelefons über die enthaltenen Rohstoffe hin zur Auseinandersetzung mit sozial- und umweltfreundlichen Handlungsmöglichkeiten.
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 12 Pers.
Gesamtzeit
Gesamtzeit
90 Minuten
Alter
Alter
10-12 Jahre

Im voll.dabei Kasten unterhalb der Gruppenstunde findest du wichtige Hintergrundinformationen zum Thema Rohstoffe im Mobiltelefon und informative Internetlinks zusammengestellt.

 

Einstieg

Gestaltet als Gruppe gemeinsam ein großes Smartphone-Plakat. In die Mitte des Plakats wird das Smartphone gezeichnet, die Fläche rundherum bleibt vorerst frei. Hier werden später weitere Notizen und Zeichnungen ergänzt.

 

Handyfunktionen spielerisch sammeln

Jedes Kind überlegt, was ein Handy alles kann. Reihum wird versucht, diese Funktionen pantomimisch darzustellen, die anderen raten. Wer es errät, schreibt / malt die Funktion auf das Plakat.

 

Was ist drinnen in so einem Mobiltelefon?

Die Kinder sammeln, was sie schon über die Bestandteile eines Mobiltelefons wissen. Bereite in einem kleinen Stoffsäckchen die Teile eines zerlegten Mobiltelefons vor. Alle Kinder greifen nacheinander ins Säckchen und tasten mit den Fingern nach einem Bestandteil des Telefons. Anschließend beschreiben die Kinder, was sie fühlen. Die anderen versuchen, das jeweilige Telefon-Teil anhand der Beschreibung zu zeichnen.

 

Schatzsuche

Du erklärst, dass in einem Mobiltelefon regelrechte Schätze enthalten sind. Denen soll nachgespürt werden.

Im Raum, noch besser im Haus, hast du Schatzsäcke (mit Erde; siehe Tabelle) und Kuverts versteckt. Die Gruppe begibt sich auf Schatzsuche. Die Säcke werden zusammen getragen und die Kuverts geöffnet (aufgeteilt, je nach Gruppengröße, ein bis drei Kinder pro Säckchen). Die Kuverts beinhalten Bilder, Schautafeln und kurze Informationen zu Kupfer, Kobalt, Nickel, Zinn, Silber, Tantal, Gold und Aluminium (die Liste kann um weitere Rohstoffe ergänzt werden). Die Kinder stellen einander die Bilder und Informationen vor.

 

Handys versetzen Berge

Um diese Schätze für das Mobiltelefon zu gewinnen, muss gegraben, gewaschen und chemisch gefiltert werden. Wenn möglich, zeigt das Gewicht der Säcke, wieviel Erde bewegt wird und – mitunter giftig oder unbrauchbar – zurückbleibt, um die für ein Handy notwendige Menge an Gold, Kupfer, Silber etc. zu gewinnen. Anhand der Erde in den Säckchen sehen die Kinder, wie viel Erde für den Abbau des jeweiligen Rohstoffes umgegraben werden muss.

Die Tabelle zeigt den Anteil des Materials in einem Mobiltelefon und das Verhältnis zum beim Abbau bewegten Erdreich am Beispiel eines Smartphones mit 120 Gramm Eigengewicht. Das Gewicht eines Smartphones liegt in der Regel zwischen 100 und 180 g, aber auch darunter und darüber. Mit der Waage können alle ihr Telefon abwiegen und anhand der Prozentspalte das ungefähre Gewicht des Rohstoffs berechnen. Leider variiert nicht nur das Gewicht der verschiedenen Modelle an Mobiltelefonen, auch die Angaben zu den Anteilen der Bestandteile sind unterschiedlich. Wir gehen hier also von einem möglichen Beispiel aus.

Für nur acht Rohstoffe eines gerade 120 g schweren Mobiltelefons mussten also etwa 17 Kilogramm Gestein zusätzlich ab- bzw. umgegraben werden.

 

Schätzung

Wieviel Erde wurde für alle im Raum befindlichen Handys bewegt?

 

Den Schatz bewahren

Mobiltelefone enthalten tatsächlich wertvolle Bodenschätze. Für jedes neue Handy wurde umgegraben, das wertvolle Metall herausgelöst und auch Boden unbrauchbar gemacht. Die Gruppe sammelt Vorschläge, was sie zur Bewahrung dieser Schätze tun kann (Handys länger nutzen, sorgfältiger damit umgehen, kaputte Handys wenn möglich reparieren lassen, nicht mehr genutzte Handys zu Recyclingsammelstellen bringen,…) – auch diese Vorschläge werden auf dem Plakat gesammelt.

Das fertige Plakat wird nun noch an einer für viele sichtbaren Stelle im Pfarrhof (oder sogar im Pfarrschaukasten) aufgehängt.

 

Handyklangwolke

Zum Abschluss „komponiert“ die Gruppe eine Klangwolke mit den Klingeltönen und akustischen Signalen auf den mitgebrachten Mobiltelefonen.

 

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Material: Plakatpapier, Stifte, ev. Malutensilien, Teile eines alten beschädigten Mobiltelefons, ein Säckchen, Papier und Zeichenstift für jedes Kind, 17 kg Erde, Sand, Steine bzw. eine Mischung davon, Kuverts (mindestens A4), eine Brief- oder Küchenwaage, Text- und Bildmaterial

 


Interessante Informationen sind zu finden:

  • Alles über Herstellung, Nutzung und Entsorgung von Handys mit Grafiken anschaulich dargestellt

http://informationszentrum-mobilfunk.de/rohstoffe-im-handy-die-inneren-werte-zaehlen

  • Für alle, die’s noch genauer wissen wollen: 18 Factsheets zum Thema Mobiltelefone und Nachhaltigkeit

http://wupperinst.org/uploads/tx_wupperinst/Mobiltelefone_Factsheets.pdf

  • Über die Probleme in der Mobiltelefonproduktion und was das „Fairphone“ besser zu machen versucht:

https://futurezone.at/produkte/handy-produktion-bleibt-ein-schmutziges-geschaeft/158.706.110

https://www.fairphone.com/de/

  • Wissenswertes über Eigenschaften, Vorkommen, Gewinnung und Verwendung verschiedener chemischer Elemente:

http://www.chemie.de/lexikon/Tantal.html 

voll.dabei

Rohstoffe im Smartphone

In der Gruppenstunde wird nur eine kleine Auswahl der etwa 60 Stoffe, die in einem Mobiltelefon vorkommen, bearbeitet. Ihre Gewinnung ist oft mit negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen verbunden.

Die Werte sind Richtwerte, es hängt vom Gehalt im Gestein und von der Abbaumethode ab, wieviel Erdreich tatsächlich bewegt wird. Der Weltmarkpreis entscheidet, ab welchem Gehalt ein industrieller Abbau wirtschaftlich ist und durchgeführt wird.

 

Zum Beispiel Tantal

In seiner häufigsten Vorkommensform „Coltan“ hat Tantal vor allem in der Demokratischen Republik Kongo traurige Berühmtheit erlangt: Aus seinem Abbau und Handel finanzier(t)en sich bewaffnete Gruppen im jahrzehntelangen Bürgerkrieg. Tantal gilt daher als „Konfliktmineral“. In der EU sollen nun per Gesetz besondere Sorgfaltspflichten für die Importeure von Metallen und Mineralien wie Zinn, Wolfram, Gold und auch für Tantal eingeführt werden.

Aber der Abbau von Tantal hat auch abseits von Kriegsschauplätzen dramatische Auswirkungen, wie die Dreikönigsaktion gemeinsam mit ihrer bolivianischen Partnerorganisation CEDIB in einer Fallstudie aufgezeigt hat: Tantal wird im Amazonastiefland Boliviens von Gruppen von Kleinschürfern mit einfachsten Methoden aus dem Boden geholt. Entwaldung, Vergiftung von Böden und Wasser durch Chemikalien und Menschenrechtsverletzungen sind die Folgen. Da die dort arbeitenden Menschen über keinerlei Genehmigungen und Lizenzen verfügen, ist ihre Tätigkeit illegal. Reich werden sie dadurch nicht. Lukrativer ist das Ganze für dubiose lokale Geschäftsleute, die das geschürfte Tantal – meist illegal – nach Brasilien weiterverkaufen. Über undurchsichtige Kanäle findet das Tantal seinen Weg dann zu internationalen Rohstoffhandelshäusern und letztlich möglicherweise in unsere Handys. Internationale Regulierungsinitiativen, das Durchsetzen der nationalen Vorschriften und das Schaffen von Einkommensmöglichkeiten abseits des Bergbaus sind wichtige Lösungsansätze. Aber eines ist klar: Solange es eine rege Nachfrage gibt, werden weiterhin Rohstoffe aus dem Boden geholt werden.

 

Download der Studie und weitere Informationen zum Einsatz der Dreikönigsaktion zum Thema Rohstoffe: www.dka.at/rohstoffe

Herbert Wasserbauer

ist Koordinator für Anwaltschaft bei der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.

Alfons Drexler

ist Bildungsreferent bei der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.