Gott kommt!

27.11.2023 | von Michaela Druckenthaner
Jedes Jahr freuen wir uns auf diese Zeit. Sie ist vollgepackt mit den kräftigen Symbolen und vielen Aktionen, angefangen vom Adventkranz, über den Adventkalender bis hin zum Weihnachtsmarkt, Punsch und Keksen. Advent ist aber auch die Zeit des Wartens, des zur Ruhe Kommens.

Jeder Sonntag im Advent steht von Seiten der Liturgie unter einem bestimmten „Motto“, das sich jeweils aus den ersten Worten des Eröffnungsverses der Heiligen Messe ergibt. Jeden Sonntag rückt das große Geschehen näher, was sich auch in einer gesteigerten Feierlichkeit der Liturgie ausdrückt. In den letzten acht Tagen vor dem großen Fest führt uns die Liturgie des Advents dann wieder mehr in die Ruhe, ins Still werden. So kann das „kleine große Wunder“ der Heiligen Nacht dann umso mehr zur Geltung kommen.

 

1. Adventsonntag

Wachsam warten – Seid bereit!

„Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Mein Gott, dir vertraue ich." (Ps 25,1-3).

Mit diesen Worten des Psalmbeters wird in der Liturgie der erste Adventsonntag begonnen.

 

2. Adventsonntag

Bereitet den Weg! Mach Dich bereit! Bereite Dich vor auf Gott!

So beginnt der Eröffnungsvers:  „Der Herr wird kommen, um die Welt zu erlösen.
Volk Gottes, mach dich bereit. Höre auf ihn, und dein Herz wird sich freuen." (Jes 30,19.30)

Voll Hoffnung auf das Kommen des Erlösers machen wir uns bereit, schärfen unsere Sinne und hören bewusst auf Gottes Wort, damit unsere Herzen verwandelt werden.

 

3. Adventsonntag

Voll Freude (er)warten

Mit den folgenden Worten wird in der Liturgie der dritte Adventsonntag eröffnet: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe." (Phil 4,4.5)

Am 3. Adventsonntag steht die Freude im Vordergrund, darum wird auch die liturgische Farbe verändert: Man trägt rosa! Viele Menschen haben für diesen Sonntag auch eine andersfarbige Kerze am Adventkranz. Warten verändert, wie wird es sein? Gottes Zusage dazu ist eindeutig: „Freut euch, denn Gott ist nahe! Alle um euch sollen merken, dass ihr euch freut!“

 

4. Adventsonntag

Jesus kommt!

 „Tauet, ihr Himmel“ (Jes 45,8)- so lautet der Eröffnungsvers des vierten Adventsonntags.

Die Zeit des Wartens hat ein Ende gefunden. Der Heiland ist beinahe da. Gott sendet den Retter der Welt, den „Gerechten“.  Der Verfasser des Jesaja-Buches bittet, dass Gott seine Gerechtigkeit und sein Heil, ja, seinen Gerechten und Heiland, vom Himmel herabregnen und aus der Erde sprießen lasse.

In vielen Pfarren gibt es auch die Feier einer Roratemesse in der Morgenfrühe - vor Aufgang des Lichtes, gleichsam Christus als Licht erwartend. Das Wort Rorate stammt ebenfalls aus dem Jesajatext zum 4. Adventsonntag: Rorate caeli desuper, „Tauet, Himmel, von oben“. Der nur mit Kerzen erhellte Kirchenraum hilft uns still zu werden und uns auf das zu besinnen, was wir im Advent feiern. Wir bereiten uns auf Weihnachten vor. Auf die Geburt Jesu Christi, auf den Sohn Gottes.

 

8. Dezember

Maria Empfängnis – „Das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“

Im frühen Christentum wurde in Jerusalem bald der 8. September als „Geburtstag Mariens“ gefeiert. Um die Besonderheit Mariens als „Mutter Gottes“, als „Gottesgebärerin“ hervorzuheben, muss sie besonderer „Herkunft“ sein. Die Katholische Kirche formulierte das im Dogma der „Unbefleckten Empfängnis“1. Sie wurde von ihren Eltern Anna und Joachim2 auf natürlichem Wege gezeugt und geboren. Maria blieb dabei aber von allem Anfang an von der Erbsünde bewahrt.3 Dieses Frei-Sein von der Erbschuld ist natürlich im Hinblick auf Jesus Christus zu sehen. Wir feiern daher neun Monate vor Marias „Geburtstag“ das Fest ihrer besonderen Empfängnis.

Wenn der 8. Dezember mit dem 2. Adventsonntag zusammenfällt, hat das Hochfest „Vorrang“.

 


1Nicht zu verwechseln mit „Jungfrauengeburt“, wo eine Jungfrau ein Kind zur Welt bringt

2Schon gewusst? Die Namen der Eltern Marias kommen nicht in der Bibel vor, sondern nur in apokryphen Schriften.

3Als Erbsünde kann man unser Verwobensein in die sündhaften Strukturen der Welt bzw. alle gemeinsamen menschlichen Verstrickungen aus der Vergangenheit ansehen. Niemand kann bei einem perfekten „Punkt Null“ beginnen, so formulierte es J. Ratzinger.

Michaela Druckenthaner

ist Theologin und Geistliche Assistentin sowie Kinderpastoralreferentin bei der Katholischen Jungschar Linz.