Grundlegendes
Philosophieren bedeutet, in einem geschützten Rahmen über ein wichtiges Thema zu sprechen. Das kann entweder durch praktische Übungen geschehen oder aber auch durch ein Gespräch, in dem die Kinder selbst nachdenken und nach Antworten forschen sollen.
Dabei ist es wichtig, dass du als Gruppenleiter*in nur Fragen stellst, aber deine eigene Meinung zu dem gegebenen Thema möglichst nicht aussprichst, da sonst die Kinder beeinflusst werden könnten. Lass dir von den Kindern ruhig alles erklären, spiele den Unwissenden, ermögliche es ihnen, mal selbst in die Rolle des „erklärenden Erwachsenen“ zu schlüpfen.
Einstieg
Zu Beginn kann mit den Kindern kurz besprochen werden, was Philosophieren ist (siehe oben) und was sie erwartet. Bei jüngeren Kindern ist es gut, für das Philosophieren Gesprächsregeln festzulegen.
Dazu kannst du verschiedene Dinge unter einem Tuch verbergen. Ein Kind darf einen Gegenstand darunter hervorholen, dessen Funktion dann genauer erklärt wird.
Gegenstand & Erklärung
Redeball: Wer den Redeball hat, darf sprechen. Wer sprechen will, zeigt das an.
Tuch für die Mitte: Darauf werden wichtige Erkenntnisse gesammelt.
Fragezeichen: Steht fürs Philosophieren bzw. gemeinsame Nachdenken.
Kinderbibel oder Bibel: Geschichte, die vorgelesen oder nacherzählt wird.
Der weise König Salomon
1 Kön 3,16-28
Erzähle die Geschichte von den zwei Frauen, die zu König Salomon kommen. An der Stelle, an der Salomo überlegt, wie er den Frauen gerecht werden kann, unterbrich die Geschichte und frage die Kinder, was Salomo jetzt tun kann und soll. Was ist gerecht? (Diese Frage kann auch auf einen Zettel geschrieben und für alle gut sichtbar in die Mitte gelegt werden.)
Bis die erste Antwort kommt, kann es eine Weile dauern - die Kinder müssen zuerst einmal denken, also etwas Geduld. ;-)
Die Kinder werden wahrscheinlich schnell feststellen, dass gerecht sein gar nicht so einfach ist und Menschen verschiedene Meinungen dazu haben. An dieser Stelle kann man erzählen, was Salomon gemacht hat (falls es den Kindern nicht ohnehin schon bekannt ist) und dann das Thema Gerechtigkeit noch weiter vertiefen.
Fragen für ein philosophisches Gespräch:
- Was ist eigentlich gerecht?
- Was bedeutet Gerechtigkeit - wie könnte man noch sagen?
- Was ist Ungerechtigkeit?
- Wie handelt man besonders gerecht?
- Wie erreicht man Gerechtigkeit?
- Welche Situationen kennst du, die gerecht/ungerecht sind?
- Wie könnte man diese gerecht machen?
- Wie schaut eine gerechte Welt aus?
- Welchen Wert hat Gerechtigkeit? Welchen sollte sie haben?
- Was wäre, wenn alle (un-)gerecht wären?
- Muss man immer teilen?
- Muss man für gerechtes Handeln dankbar sein?
- Wie fühlst du dich, wenn du ungerecht behandelt wirst? (wütend, machtlos, hilflos, …)
- Wann bist du gerecht oder ungerecht?
Abschluss
Jedes Kind, das möchte, vervollständigt einen oder mehrere der folgenden Sätze:
- Das möchte ich mir merken
- Ich habe herausgefunden
- Darüber denke ich noch nach
Dazu können auch kleine Kärtchen vorbereitet werden, auf denen die Kinder ihre Gedanken notieren können. Die "Nachdenk-Kärtchen" können zu einem anderen Zeitpunkt besprochen werden.
Für danach
- Eine gerechte Welt malen oder aufschreiben
- Jemandem, den man ungerecht behandelt hat, einen Brief schreiben
- Eine Szene malen oder aufschreiben, die man als besonders gerecht erlebt
Mehr über Philosophieren mit Kindern erfährst du im Artikel „Durch Fragen die Welt entdecken"