Was ist gerecht?

05.10.2021 | von Sarah Krejza
„Das ist total ungerecht!“, hat jeder von uns schon mal gesagt. Aber was ist gerecht und was ist ungerecht? In dieser philosophischen Gruppenstunde könnt ihr euch auf die Suche nach Antworten machen.
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 5 Pers.
Alter
Alter
7-9 Jahre
Gesamtzeit
Gesamtzeit
60 Minuten

Grundlegendes

Philosophieren bedeutet, in einem geschützten Rahmen über ein wichtiges Thema zu sprechen. Das kann entweder durch praktische Übungen geschehen oder aber auch durch ein Gespräch, in dem die Kinder selbst nachdenken und nach Antworten forschen sollen.

Dabei ist es wichtig, dass du als Gruppenleiter*in nur Fragen stellst, aber deine eigene Meinung zu dem gegebenen Thema möglichst nicht aussprichst, da sonst die Kinder beeinflusst werden könnten. Lass dir von den Kindern ruhig alles erklären, spiele den Unwissenden, ermögliche es ihnen, mal selbst in die Rolle des „erklärenden Erwachsenen“ zu schlüpfen.

 

Einstieg

Zu Beginn kann mit den Kindern kurz besprochen werden, was Philosophieren ist (siehe oben) und was sie erwartet. Bei jüngeren Kindern ist es gut, für das Philosophieren Gesprächsregeln festzulegen.

Dazu kannst du verschiedene Dinge unter einem Tuch verbergen. Ein Kind darf einen Gegenstand darunter hervorholen, dessen Funktion dann genauer erklärt wird.

 

Gegenstand & Erklärung

Redeball: Wer den Redeball hat, darf sprechen. Wer sprechen will, zeigt das an.

Tuch für die Mitte: Darauf werden wichtige Erkenntnisse gesammelt.

Fragezeichen: Steht fürs Philosophieren bzw. gemeinsame Nachdenken.

Kinderbibel oder Bibel: Geschichte, die vorgelesen oder nacherzählt wird.

 

Der weise König Salomon

1 Kön 3,16-28

Erzähle die Geschichte von den zwei Frauen, die zu König Salomon kommen. An der Stelle, an der Salomo überlegt, wie er den Frauen gerecht werden kann, unterbrich die Geschichte und frage die Kinder, was Salomo jetzt tun kann und soll. Was ist gerecht? (Diese Frage kann auch auf einen Zettel geschrieben und für alle gut sichtbar in die Mitte gelegt werden.)

Bis die erste Antwort kommt, kann es eine Weile dauern - die Kinder müssen zuerst einmal denken, also etwas Geduld. ;-)

Die Kinder werden wahrscheinlich schnell feststellen, dass gerecht sein gar nicht so einfach ist und Menschen verschiedene Meinungen dazu haben. An dieser Stelle kann man erzählen, was Salomon gemacht hat (falls es den Kindern nicht ohnehin schon bekannt ist) und dann das Thema Gerechtigkeit noch weiter vertiefen.

 

Fragen für ein philosophisches Gespräch:

  • Was ist eigentlich gerecht?
  • Was bedeutet Gerechtigkeit - wie könnte man noch sagen?
  • Was ist Ungerechtigkeit?

  • Wie handelt man besonders gerecht?
  • Wie erreicht man Gerechtigkeit?
  • Welche Situationen kennst du, die gerecht/ungerecht sind?
  • Wie könnte man diese gerecht machen?
  • Wie schaut eine gerechte Welt aus?
  • Welchen Wert hat Gerechtigkeit? Welchen sollte sie haben?
  • Was wäre, wenn alle (un-)gerecht wären?

  • Muss man immer teilen?
  • Muss man für gerechtes Handeln dankbar sein?

  • Wie fühlst du dich, wenn du ungerecht behandelt wirst? (wütend, machtlos, hilflos, …)
  • Wann bist du gerecht oder ungerecht?

 

Abschluss

Jedes Kind, das möchte, vervollständigt einen oder mehrere der folgenden Sätze:

  • Das möchte ich mir merken
  • Ich habe herausgefunden
  • Darüber denke ich noch nach

Dazu können auch kleine Kärtchen vorbereitet werden, auf denen die Kinder ihre Gedanken notieren können. Die "Nachdenk-Kärtchen" können zu einem anderen Zeitpunkt besprochen werden.

 

Für danach

  • Eine gerechte Welt malen oder aufschreiben
  • Jemandem, den man ungerecht behandelt hat, einen Brief schreiben
  • Eine Szene malen oder aufschreiben, die man als besonders gerecht erlebt

 


Mehr über Philosophieren mit Kindern erfährst du im Artikel  Durch Fragen die Welt entdecken"

Wichtig!

Kinderzahl:

Idealerweise besteht die Gruppe aus 6 bis 14 Kindern. Hier haben alle die Möglichkeit, zu Wort zu kommen, gleichzeitig sind es genug, um das Gespräch am Laufen zu halten. Bei größeren Gruppen ist eventuell der Einsatz alternativer Gesprächsmethoden erforderlich.

Dauer:

Bei jüngeren Kindern reichen manchmal schon 15 Minuten aus. In der Regel sollte man sich jedoch 45 bis 60 Minuten für ein Gespräch und eventuelle begleitende Aktivitäten Zeit nehmen.

Raum:

Möglichkeit für einen Sitz- oder Sesselkreis. Ideal wäre ein ruhiger Raum.

Praktische Tipps zum Philosophieren mit Kindern

Praktische Tipps zum Philosophieren mit Kindern

  • Stelle nur offene Fragen. Verwende keine Ja/Nein-Fragen, sondern nütze sogenannte „W-Fragewörter“ (Warum? Wie? oder Was?)
     
  • Lass den Kindern Zeit sich ihre Antworten zu überlegen! Bleib ruhig in stillen Momenten und stell nicht gleich eine neue Frage. Wenn du das Gefühl hast, dass die Kinder die Frage nicht verstanden haben, formuliere sie einfach um.
     
  • Auch beim Philosophieren gelten die normalen Gesprächsregeln: kein Auslachen, keine bösen Wörter, einander Ausreden lassen, kein Richtig oder Falsch … .
     
  • Kinder sind ExpertInnen! Du kannst ihnen auch sehr tiefsinnige Fragen zutrauen, wenn du sie einfach formulierst. Zeig ihnen, was sie schon alles wissen und wie wichtig ihre Meinung ist!
     
  • „Ich weiß nicht!“ gibt es so nicht. Frage nach einer Begründung, vielleicht haben sie nur noch nicht wirklich darüber nachgedacht. Und lade Kinder auch durch direkte Fragen zum Mitdenken ein.
     
  • Stell bewusst auch provokative und ungewöhnliche Fragen!
     
  • Übergib das Zepter an die Kinder. Als LeiterIn hast du zwar die Gesprächsleitung, du solltest aber die Aussagen der Kinder aufgreifen und sie die Richtung bestimmen lassen, in die die Diskussion läuft.
     
  • Auch PhilosophInnen brauchen mal frischen Wind. Es kann hilfreich sein zwischendurch einen kleinen Energizer einzubauen. Achte aber darauf niemals einen „Disskussionsflow" zu unterbrechen.
     
  • Vergiss nicht Spaß zu haben! Auch beim Philosophieren darf es lustig zugehen.
Sarah Krejza

ist mit Begeisterung Mitglied des Ministrant*innen Arbeitskreises in Linz.