Kirchenraum mit allen Sinnen erleben

10.03.2020 | von Ewald Staltner
Kirchenraum erleben ist mehr als Kirchenrallye, den heiligen Raum muss man erspüren, mit allen Sinnen sehen, hineinhören, riechen, er-schmecken, be-greifen, fühlen und vor allem feiern.
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 5 Pers.
Gesamtzeit
Gesamtzeit
90 Minuten

Du findest hier einige Tipps, wie ihr als Gruppe diesen Raum für euch sinnlich erschließen und dabei die Kraft heiliger Räume erfahren könnt – eine Gottesbegegnung im Wohnzimmer Gottes sozusagen.

 

Vorbereitung

Als Gruppenleiter*in solltest du den Kirchenraum vorher für dich selbst erkunden und die Grenzen und Möglichkeiten ausloten. Für die Vorbereitung ist es wichtig, den Raum für dich selbst zu erschließen. Das gibt dir als Gruppenleiter*in, aber auch den Kindern, Sicherheit.

Plane genügend Zeit ein, um euch gut auf den Raum, die Stimmung und das miteinander einlassen und so den Raum wirklich spüren zu können. Zeitdruck verhindert die notwendige Achtsamkeit, die eine Begegnung mit dem Raum, den Mit-menschen und mit Gott erst ermöglicht.

Bei der sinnlichen Wahrnehmung des Raumes geht es weniger darum, seine Dimensionen (Höhe, Größe, wie viele Menschen haben Platz) festzustellen. Das mag interessant sein, führt aber zu keinen bleibenden und tiefergehenden Erfahrungen.

 

Einstimmen

Bei Betreten eines jeden Raumes – umso mehr beim Kirchenraum - gilt es diesen auf sich wirken zu lassen und wahrzunehmen, ohne zu deuten. Dies kann gelingen, wenn sich jede*r einen Platz im Raum sucht, an dem sie/er sich wohlfühlt. Diese Orte des Wohlfühlens können sich die Kinder dann (paarweise) zeigen.

Wenn ihr euch auf die Sinnesreise durch die Kirche macht, dann kann euch eine Sanduhr als zeitlicher Rahmen bei den einzelnen Sinnes-Stationen begleiten. Die kursiv geschriebenen Sätze dienen als Impulsfragen. Wir beginnen mit unserem wichtigsten Sinn.

 

Sehen

Je nach Tageszeit (es lohnt sich auch ein nächtlicher Besuch) könnt ihr den Kirchenraum unterschiedlich erleben. Lichtdurchflutet vom Sonnenlicht, welches durch die bunten Fenster scheint oder eine Kirche im Dunkeln, die erst durch das Kerzenlicht erhellt wird.

Mögliche Impulse zum Erschließen des Raumes können sein: die Engel zählen, entdecken, welche Tiere in den Fresken dargestellt sind, Details der Ornamentik erkennen, einzelne Heilige mit ihren Symbolen suchen.

  • Was sehe ich?
  • Wie nehme ich den Raum wahr?
  • Welche Figur spricht mich besonders an?

Ein Foto von einem Ausschnitt oder ein Selfie mit einem Heiligen halten die Erinnerung an das Gesehene wach.

Wer es actionreicher anlegen möchte, kann folgende Variante versuchen. Die Kinder gehen paarweise zusammen. Jedes Kind sucht sich eine Figur und stellt diese nach, der/die Partner*in sucht die dargestellte Figur.

 

Hören

  • Hineinhören in die Stille des Raumes
  • Hören auf das Knarren der Kirchenbänke
  • Hören auf den Hall der Schritte
  • Ausprobieren, wie die Raumakustik wirkt
  • Den Klang der Orgel wahrnehmen
  • Die Glocken beim Altar ausprobieren
  • Eine Klangschale zum Klingen bringen
  • Dem Klang im Raum nachspüren
  • Gemeinsames Singen an unterschiedlichen Orten

Gibt es Orte an/von denen man mehr/weniger hört?

Wie wirkt das gesprochene Wort von unterschiedlichen Orten (vom Altar, von der Kanzel, von der Orgelempore)?

 

Riechen

Der Geruch im Kirchenraum unterscheidet sich von den Gerüchen anderer Räume. Nehmt diese Gerüche bewusst wahr: Es riecht nach den massiven Steinen der Säulen, dem Kalk des Verputzes oder dem Holz der Kirchenbänke. Vielleicht riecht es auch nach dem frischen Duft des Blumenschmucks oder dem Wachs der brennenden Kerzen, manchmal auch nach Putzmitteln, wenn gerade gereinigt wurde. Der Duft des Weihrauches (es empfiehlt sich ein wenig Weihrauch aufzulegen) erinnert an die großen Kirchenfeste. Möglicherweise riecht der Raum schimmlig, muffig und abgestanden oder frisch nach Weite, anregend geheimnisvoll.

  • Woran erinnern mich die Gerüche?
  • Welchen Geruch wünsche ich mir für den Kirchenraum?

Erzählt euch gegenseitig, welche Gerüche ihr wahrnehmt und woran euch diese erinnern.

 

Schmecken

Der Kirchenraum wird im sonntäglichen Gottesdienst zu einem Feierraum, in dem in der Eucharistiefeier das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jünger*innen im Mittelpunkt steht. Jesus knüpft die Erinnerung an ihn an Brot und Wein. Brot für das Alltägliche und Wein für das Festliche in unserem Leben. Der Kirchenraum wird hier zu einem Geschmacksraum.

Verkostet gemeinsam bewusst ungeweihte Hostien/Brot und Traubensaft und spürt, wie das gemeinsame Mahl im Kirchenraum auf euch wirkt.

  • Welche Erinnerungen habe ich an meine Erstkommunion?
  • Warum ist mir die Nähe zu Jesus wichtig?

 

Tasten

Der Kirchenraum bietet zahlreiche symbolisch aussagekräftige Objekte, die ertastet werden können. Steine erzählen Geschichten von Menschen, die hier in all den Jahrhunderten gebetet haben, Säulen geben Halt (nicht nur dem Gebäude), die Kirchenbänke laden ein zum Ausruhen. Liturgische Gewänder, Evangeliar, Kelch etc. erinnern an die Feiern des Glaubens.


Versucht gemeinsam eine Säule zu umspannen und lehnt euch an der Säule an.

  • Was spüre ich?

 

Ertastet das Taufbecken.

  • Welche Erzählungen kenne ich von meiner Taufe?
  • Welche Bedeutung hat die Taufe für mein Leben?

 

Ertastet mit verbundenen Augen die Formen der Kirchenbänke, einzelne Figuren, einen Kelch usw. und versucht diese zu beschreiben.

Probiert liturgische Gewänder an und führt sie euch gegenseitig vor.

 

Fühlen

Beim Eintreten in die Kirche, beim Überschreiten der Schwelle, eröffnet sich ein neuer Raum, der sich von den Räumen der Umgebung abhebt. Sich ganz auf den Raum einlassen, spüren, was der Raum auslöst, verschiedene Gebetshaltungen einnehmen (knien, stehen, sitzen) und den Geist Gottes fühlen.

Spannt den Kirchenraum auf und versucht zwischen zwei Figuren/Engeln oder Bereichen (Taufbecken – Evangeliar) eine Menschenkette zu bilden.

  • Was haben die beiden Figuren gemeinsam, wie stehen sie miteinander in Verbindung?

 

Jede*r sucht sich einen Platz, der sich gut anfühlt und spürt sich hinein.

  • Welche Gefühle löst dieser Platz bei mir aus?

 

Jedes Kind macht ein Foto von einem Gegenstand, der sie/ihn besonders anspricht.

  • Was hat mich an diesem Gegenstand angesprochen?

 

Feiern

Den Höhepunkt des sinnlichen Wahrnehmens bildet ein gemeinsames (Fest)mahl im Kreis vor/um den Altar bei Brot und Trauben(saft), bei dem noch einmal alle Sinne (Kerzen, Weihrauch, …) einfließen können und wo jedes Kind noch einmal seine Eindrücke einbringen kann. Wichtig ist dabei achtsam zu sein für die gemachten Erlebnisse und die jeweilige Bedeutung für jede*n Einzelne*n.

Ewald Staltner

ist bereits viele Jahre Mitglied im voll.bunt Arbeitskreis und erstellt schon seit 20 Jahren mit Begeisterung Adventuregames.