Lass die Sonne in dir leuchten

11.04.2023 | von Jungscharbüro
Bereits Sokrates sagte: „In jedem Menschen steckt eine Sonne, es kommt nur darauf an, sie zum Leuchten zu bringen.“ Die eigene Sonne leuchten zu lassen ist manchmal leichter, manchmal schwieriger. Die Psychologin Julia Reisenbichler schreibt in diesem Artikel über Herangehensweisen und Handlungsmöglichkeiten bei Hoffnungslosigkeit und Pessimismus bei Kindern.

Für mich als Kinderpsychologin ist es immer wichtig die Hintergründe für ein gewisses Verhalten des Kindes zu verstehen. Durch eine gemeinsame Analyse mit meinen Klient*innen und in Absprache auch mit ihren Eltern wird herausgefunden, inwieweit eine Balance zwischen den Belastungen und den verfügbaren Ressourcen gegeben ist.

Ist das Seelenleben des Kindes nicht mehr in der Lage die Belastungen auszugleichen, können Symptome (Anzeichen für eine Krankheit) entstehen.

Die Kinder reagieren sehr individuell auf diverse Belastungssituationen und das Ausmaß der zu beobachtenden Symptomatik wird durch verschiedene Aspekte moderiert, wie Persönlichkeitseigenschaften, Resilienz (psychische Widerstandskraft), genetische Veranlagungen, familiäre Gegebenheiten und mögliche traumatische Erlebnisse.

Es ist wichtig Veränderungen im Erleben und Verhalten des Kindes zu erkennen. Zum Beispiel ziehen sich manche Kinder vermehrt zurück, werden aggressiv, wirken ängstlicher oder antriebslos, leiden unter Einschlaf- oder Durchschlafschwierigkeiten, können sich in der Schule nicht mehr so gut konzentrieren, sind leicht schreckhaft etc.

Auch eine pessimistische Sichtweise kann auffallen, wobei ebenso zu beleuchten ist, welche Hintergründe dafür vorliegen. Ist dies eine gewisse Lebenseinstellung, eine vorübergehende Auffälligkeit oder steckt eine Symptomatik einer Erkrankung, wie beispielsweise einer depressiven Verstimmung, dahinter. Jedoch gilt es hierbei immer zu bedenken, dass nicht jeder pessimistisch denkende Mensch an einer Depression leidet.

In uns allen gibt es eine Wechselwirkung zwischen Gefühlen, Gedanken und Verhaltensweisen. Da sich die Gefühle am schwierigsten direkt beeinflussen lassen, wird aus psychologischer Sicht zuerst das Aufbauen von Aktivitäten, welche guttun und stärken, empfohlen. In weiterer Folge gilt es die negativen Selbstüberzeugungen zu entlarven.  Diese können dann gegebenenfalls zu realistischen Gedanken über sich selbst optimiert werden. Wie das umsetzbar ist, erkläre ich im nächsten Absatz. Durch das Ansetzen auf der Ebene der Aktivitäten und der Gedanken lassen sich die Gefühle auf indirekte Art beeinflussen und im positiven Sinne verändern.

Generell ist ein stabilisierendes haltgebendes Umfeld für den Schutz und die Sicherheit der Kinder essenziell. Durch die Förderung des Wohlbefindens des Kindes, angenehme Aktivitäten und Teilhabe an sozialen Unternehmungen wird die Verhaltensebene positiv beeinflusst. Zusätzlich hilft es dem Kind, den Fokus wieder zu schärfen auf die wesentlichen Dinge im Leben, auch auf das Kleine und Positive im Alltäglichen.

In den Jungscharstunden kann das Kind mit folgenden Methoden und Gruppenstunden dabei unterstützt werden:

 

Ich empfehle bei aufkommenden Sorgen zum Verhalten des Kindes einen Austausch auf der Erwachsenenebene. Dabei werden die Beobachtungen in den verschiedenen Bereichen von z.B. Familie, Schule und Jungschar besprochen, um gemeinsame erste Schritte zur Entlastung und Unterstützung für das Kind zu reflektieren. Eine psychologische Beratung sollte dann aufgesucht werden, wenn keine Besserung eintritt, sich ein Elternteil Sorgen macht und/oder wenn das Kind/die*der Jugendliche selbst den Wunsch äußert.

Damit - in Anlehnung an Sokrates - die Sonne wieder zu leuchten beginnt.

 


 

Zur Gastautorin

„Ich war selbst in meiner Kindheit und Jugendzeit ein Teil der Jungschar, zuvor als Kind und dann jahrelang als Begleiterin. Noch heute denke ich sehr gerne daran zurück und durch diese schöne Zeit ergaben sich Freundschaften, welche wohl ein Leben lang bestehen bleiben"

 

Maga. Julia Reisenbichler, MA

Klinische Psychologin (Kinder-, Jugend- und Familienpsychologie)
Gesundheitspsychologin
Erziehungswissenschafterin
Dipl. Kindergartenpädagogin
Zaubertherapeutin

JUKIP - Jugend & Kinder - Praxis für Psychologie und Pädagogik

Welser-Straße 51, 4563 Micheldorf, Tel. 0680/3316064, Mail: kontaktjukip.at, www.jukip.at

 

Hilfreiche Webadressen

www.kinderpsychologen.at: Hier findest du ein österreichweites Verzeichnis von allen Psycholog*innen, welche sich auf den Kinder-, Jugend- und Familienbereich spezialisiert haben.

www.gesundausderkrise.at: Aktuell gibt es die Möglichkeit für kostenlose Einzel- oder Gruppenbehandlung, welche durch Psycholog*innen oder Psychotherapeut*innen durchgeführt wird. Es handelt sich dabei um ein gefördertes Projekt vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Alle Informationen und die Anmeldemöglichkeit gibt es direkt auf der Homepage.  

www.krisenhilfeooe.at: Telefonisch gibt es Rat bei psychischen Krisen und diese Hilfe ist rund um die Uhr erreichbar, kostenlos und vertraulich. Die Telefonnummer der Krisenhilfe OÖ ist 0732 2177. 

Jungscharbüro

Du hast Fragen, brauchst Materialien oder möchtest dich austauschen? Die Mitarbeiter*innen im Jungscharbüro sind als Servicestelle gerne für dich da. Melde dich doch oder komm gerne persönlich in Linz vorbei!