Von guten und schlechten Geheimnissen

20.05.2020 | von Isabella Pötzelberger
Kinder lieben Geheimnisse. Etwas mit seiner Freundin/seinem Freund gemeinsam zu haben, was andere nicht wissen, ist spannend. Doch nicht jedes Geheimnis ist ein gutes Geheimnis. Manchmal werden „Geheimnisse“ ausgenutzt, um etwas zu vertuschen, was nicht okay ist. Manche Dinge gehören anderen erzählt, mit anderen geteilt. Ein anderes Mal sind wir viel zu mitteilsam und wir bereuen etwas weitererzählt zu haben. Mit den Bausteinen könnt ihr euch gemeinsam auf die Suche nach der Grenze zwischen echten, guten Geheimnissen und den falschen machen.
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 5 Pers.

Geheimnis-Püppchen

Material: eine kleine (Holz-)Kugel mit Loch, Wolle oder Garn, ein wasserfester Stift, Schere, ev. Häkelnadel

Damit die Kinder etwas aus der Gruppenstunde mitnehmen und zu Hause über Geheimnisse weiter nachdenken, kann jedes Kind ein Geheimnis-Püppchen knüpfen. Dieses kleine Püppchen soll ein*e Partner*in für das Kind werden, mit dem/der es Geheimnisse teilen kann. Ebenso soll es eine Entscheidungshilfe sein: Handelt es sich bei meinem Geheimnis um ein gutes oder ein schlechtes? Kann ich es für mich behalten oder soll ich es mit einer (erwachsenen) Person, der ich vertraue, teilen?

So ein kleines Püppchen ist schnell und ohne allzu großen Materialaufwand gemacht. Einmal gebastelt, kann es zu einem/r treuen Begleiter*in für die Kinder werden. Und sollte es doch einmal verloren gehen, ist ein neues rasch hergestellt!

 

So wird‘s gemacht:

  1. Schneide ein etwa ein Meter langes Stück Wolle bzw. Garn ab und falte es in der Mitte.
  2. Fädle das geknickte Ende durch die Kugel (dazu kann dir eine Häkelnadel behilflich sein).
  3. Mache über der Kugel einen Knoten.
  4. Knüpfe aus den unteren beiden Enden etwa fünf Knoten.
  5. Lege dann ein doppeltes Stück Wolle oder Garn (ca. 20 cm) quer als Arme ein.
  6. Knüpfe den Körper weiter, bis er dir groß genug erscheint. Die beiden Enden werden auf eine passende Länge als Beine abgeschnitten.
  7. Nun kannst du auch die Arme noch knüpfen oder sie als einzelne Fäden lassen.

Dem Püppchen fehlt nun nur mehr ein freundlicher Gesichtsausdruck.

 

Geheimnis-Brief an mich selbst

Material: Zettel, Kuvert, Stifte

Gute Geheimnisse zu haben ist eine schöne Sache. Doch manchmal vergisst man sie recht rasch wieder. Umso schöner ist es, Geheimnisse aufzuschreiben, um sie später wieder nachlesen zu können. Folgende Idee kann eine schöne Überraschung für später sein.

Jedes Kind gestaltet ein Blatt oder einen Brief an sich selbst, indem es ihre/seine Geheimnisse aufschreibt. Wichtig ist dabei, dass jedes Kind einen Platz im Gruppenraum hat, an dem es ungestört schreiben und zeichnen kann. Dieses Blatt kommt in ein Briefkuvert, welches mit der Adresse des Kindes versehen wird und auch außen vom Kind zum Beispiel mit der Aufschrift „streng geheim“ gestaltet werden kann.

Als Gruppenleiter*in hast du die verantwortungsvolle Aufgabe, die Geheimnis-Briefe über einen vereinbarten Zeitraum aufzubewahren (fünf Monate, ein Jahr …). Nach diesem Zeitraum gibst du den Kindern den Brief wieder zurück. Dies kann in einer Gruppenstunde sein, in der das Thema wieder aufgegriffen wird. Du kannst den Brief auch per Post versenden, worüber sich jedes Kind bestimmt genau so freut.

 

Geheimnisse am Gefühlsbarometer

Material: Schur/Klebeband, Zettel (Geheimnisse, Smileys)

Im Raum sind lauter Geheimnisse versteckt. In der Mitte des Raumes befindet sich ein Geheimnisbarometer, der mit einer Schnur oder einem Klebeband und den ausgedruckten Zetteln dargestellt wird.

Die Kinder machen sich auf die Suche nach den Geheimnissen. Wenn sie eines gefunden haben, entscheiden sie entweder alleine oder mit jemand anderem aus der Gruppe, ob dieses Geheimnis toll oder aufregend ist oder ob man sich freuen kann, dass einem jemand so ein aufregendes Geheimnis anvertraut hat. Oder ist es ein Geheimnis, bei dem man ein schlechtes Gefühl im Bauch bekommt oder einem sogar schlecht wird und man dieses Geheimnis lieber los werden würde? Das Geheimnis wird entlang des Gefühlsbarometers dort hingelegt, wo das Kind oder die Kleingruppe es am passendsten findet.

Die im PDF vorhandene Einordnung der Geheimnisse ist eine Richtlinie, man kann die Geheimnisse aber auch anders sortieren, wenn die Kinder gute Erklärungen für die Positionierung haben. Die Wahrnehmung ist hier oft unterschiedlich und oftmals ist das auch gut so. Wenn man unsicher ist, wie man mit Geheimissen umgehen soll, gilt:

Bei Geheimnissen kommt es nur manchmal vor, dass jemand sagt, dass man das auf gar keinen Fall weitersagen darf. Das gilt aber nur dann, wenn es einem damit auch selbst gut geht. Wenn du Bauchweh bekommst, dir schlecht wird, wenn du dran denkst oder so was, dann darfst du diese Geheimnisse trotzdem einer Vertrauensperson erzählen und mit der gemeinsam überlegen, was man tun kann. 

Zum Schluss sprecht gemeinsam darüber, ob alle mit der Platzierung der Geheimnisse am Gefühlsbarometer zufrieden sind. Macht euch Gedanken darüber, was man tun kann, wenn man Geheimnisse hat oder welche erfährt.

  • Wie verhält man sich, wenn man ein gutes Geheimnis hat und es jemandem erzählen will?
  • Was tut man, wenn man eines erzählt bekommt und es nicht weitererzählen darf, aber gerne möchte?
  • Und was kann man mit Geheimnissen tun, die einem ein unangenehmes Gefühl geben?
  • Wem kann man diese anvertrauen (Eltern, Vertrauenslehrer*innen, Jungscharleiter*innen, eine Person meines Vertrauens)?

 


Nach einer Idee von Gudrun Kirchweger und Ewald Staltner

Isabella Pötzelberger

bekam die allerste voll.bunt Ausgabe als Gruppenleiterin ins Postfach und ist jetzt Mitglied im voll.bunt Arbeitskreis.