Für eine (Jungschar-)Stunde die Arbeit des Handys übernehmen

Mehr als zwei Jahre lang mussten wir oft auf direkten Kontakt mit unseren Freund*innen verzichten. Vieles passierte online - das Digitale war sehr präsent. Nun können wir uns endlich wieder in Präsenz treffen und Dinge machen, die in den vergangenen Jahren nur über den Computer oder das Handy möglich waren. Diese Gruppenstunde zeigt auf, wie selbstverständlich Smartphone, Internet und Computer in vielen Lebensbereichen für uns bereits sind - und wir wollen versuchen, diese Dinge bewusst analog anzugehen.
Kinderanzahl
Kinderanzahl
ab 5 Pers.
Alter
Alter
7-9 Jahre
Gesamtzeit
Gesamtzeit
90 Minuten

Die Gruppenstunde ist als Stationenbetrieb gedacht. Die Kinder können selbst entscheiden, bei welcher Station sie wie lange bleiben möchten. Sag ihnen am Anfang eindeutig, dass es sein kann, dass sie nicht alle Stationen durchmachen können (um etwaigen Enttäuschungen entgegenzuwirken).

Die Gruppenstunde beginnt mit einer Reise in die digitale Welt. Dazu können Stühle aufgestellt werden, um ein Weltraumshuttle oder Flieger zu imitieren oder die Gruppe startet gleich in der „Digitalen Welt". „Wir sind in der digitalen Welt gelandet - heute übernehmen wir die Aufgaben, die normalerweise unser Handy für uns übernimmt." 

 

Unterschied: Analog und Digital

Zu Beginn erkläre den Kindern den Unterschied zwischen analog und digital anhand eines Beispiels: Uhren etwa gibt es sowohl in analoger als auch in digitaler Form. Bei analogen Uhren wird eine Feder gespannt, indem die Uhr aufgezogen wird. Mit winzigen Zahnrädern bewegen sich die Uhrzeiger in der richtigen Zeit im Kreis. Bei digitalen Uhren geschieht das mit Strom. 

Lege ein paar Beispiel-Bilder oder -Gegenstände für analoge Medien (Zeitung, Buch, Plakat, CD, Kassette, Uhr) und ein paar für digitale Medien (PC, Smartphone, Tablet, Wii oder Playstation, digitale Uhr) durchmischt auf den Boden. Die Kinder sortieren die Bilder nach „Digital" und „Analog".

Anschließend erkläre, welche Stationen es gibt, und auch, dass sich die Kinder selbst entscheiden können, wann sie wie lange bei welcher Station bleiben möchten. 

 

Brief schreiben statt Whatsapp-Nachricht verschicken

Material: 

  • Stifte (bunt, Kugelschreiber)
  • Papier (buntes Papier)
  • Kuverts 
  • Stempel
  • Briefmarken (echte Briefmarken, falls Kinder den Brief wirklich verschicken möchten und vorgeschnittenes/vorgestanztes Papier zum Selbstgestalten der Briefmarken)
  • Kleber zum Zukleben und Briefmarken Aufkleben

Bei dieser Station überlegen die Kinder zuerst, an wen sie einen Brief schreiben möchten. Es besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit einen Brief an sich selbst in ein paar Jahren zu verfassen, den du dann für sie aufhebst. Auch an eine*n Freund*in, ihre Eltern oder an eine*n Jungscharleiter*in können sie einen Brief schreiben. Wissen die Kinder nicht, was sie in den Brief schreiben sollen, kannst du ihnen dazu einen kleinen Anstoß geben: Was würden sie in eine WhatsApp-Nachricht oder SMS schreiben? Was würden sie der Person gerne mitteilen?

Erkläre auch, wie sie das Kuvert oder eine Postkarte richtig beschriften, damit der Brief am Ende auch wirklich bei der Person ankommt. 

Die Kinder können loslegen und ihren Brief gestalten. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, außer natürlich, dass er am Ende wirklich verschickt werden soll. Dann wäre eine richtige Briefmarke anstelle einer selbstgemachten von Vorteil. 

 

Ein Bild zeichnen statt fotografieren

Material:

  • Bunt- und Bleistifte
  • Radiergummis
  • ev. Zeichenunterlagen/Klemmbretter, falls die Kinder weggehen möchten, um etwas Spezielles zu zeichnen. 
  • weißes Zeichenpapier

Die Kinder können drauf loszeichnen. Fällt ihnen allerdings nichts ein, was sie zeichnen könnten, besprich mit ihnen: Wovon würden sie jetzt gerade gern ein Foto machen? Was fotografieren sie am liebsten? Machen sie gern Bilder von Menschen, Landschaften, Blumen...?

 

In Büchern suchen statt im Internet

Vorbereitung: Vor der Gruppenstunde bereitest du Dinge vor, die die Kinder im jeweiligen Buch suchen müssen:

  • Im Atlas zum Beispiel verschiedene Orte und Städte finden
  • In Wörterbüchern Wörter suchen
  • In fremdsprachigen Wörterbüchern Wörter übersetzen 

Material:

  • Mehrere Atlanten/Lexika oder Wörterbücher
  • Begriffe, die die Kinder in den Büchern suchen sollen
  • Sanduhr oder Armbanduhr
    (Wichtig: Zum Zeitstoppen kein Handy verwenden! Wir wollen den Kindern zeigen, was alles ohne Handy geht - also auch die Zeit zu stoppen!)

Ein Kind zieht aus den vorbereiteten Begriffen ein Wort. Den ersten Begriff sollen die Kinder ohne große Erklärung suchen, ein*e Gruppenleiter*in stoppt die Zeit mit. Anschließend sprecht ihr darüber, wie die Kinder nach dem Begriff gesucht haben, hatten sie eine Taktik? Falls nicht, erkläre ihnen, wie sie die Begriffe leichter finden können:

  • Im Atlas etwa hinten im alphabetisch geordneten Register nach dem Ort suchen und dann mit den Gitternetzlinien arbeiten (Erklärung zum Beispiel hier)
  • Im Wörterbuch überlegen, an welcher Stelle der Buchstabe im Alphabet kommt und dann dementsprechend weiter vorne oder weiter hinten das Buch aufschlagen. 

Anschließend ziehen die Kinder wieder ein Wort und suchen es, die Zeit wird wieder gestoppt. Sind sie schneller geworden? Sie können beliebig viele Begriffe suchen, um zu sehen, ob sie schneller werden. Alternativ lege eine bestimmte Anzahl an Begriffen fest, die sie suchen können.

 

Gemeinsam Musik machen statt einfach Spotify einschalten

Material:

  • Musikinstrumente für Kinder und Gruppenleiter*innen (Gruppenleiter*in der/die Gitarre spielen kann, jemand, der/die singen kann)
  • Liederbücher (können auch im Jungscharverleih ausgeborgt werden)

Gemeinsam mit den Kindern überlegt du, womit Musik gemacht werden kann (klatschen, auf den Oberschenkel klopfen, stampfen, pfeifen etc.) Anschließend spielt ihr ein Lied, singt dazu und verteilt Instrumente. Jene Kinder, die kein Instrument haben, können mit ihrem Körper Musik machen. 

Frag die Kinder nach ihren Lieblingsliedern. Gibt es vielleicht das eine oder andere, das ihr nachspielen könnt? Beim Verleih der katholischen Jugend und Jungschar gibt es viele unterschiedliche Liederbücher zum Ausborgen, in denen sich sicher das eine oder andere findet. 

 

Brettspiele statt Onlinespiele spielen

Material: 

  • Ein paar Offline-Spiele mitnehmen, die zuhause herumliegen (UNO, Mensch ärger dich nicht, Activity etc.)

Sprich mit den Kindern darüber, welche Spiele sie kennen. Haben sie ein Lieblingsspiel? Was war früher ihr Lieblingsspiel? Wie oft spielen sie Computerspiele und wie häufig Brettspiele? Was gefällt ihnen besser? Warum? 

Gerade bei dieser Station ist es wichtig den Kindern zu sagen, dass sie nicht alle Stationen durchmachen können, vor allem, wenn sie ein zeitintensiveres Spiel beginnen. Wichtig ist auch, dass Kinder, die von anderen Stationen neu dazukommen, jederzeit in ein Spiel einsteigen können. Je nach Möglichkeit wäre es gut, wenn bei dieser Station mehrere Gruppenleiter*innen sind, damit mehrere Spiele parallel gespielt werden können und kein Kind ausgeschlossen wird. 

 

Wenn noch Zeit ist

Am Ende könnt ihr noch gemeinsam reflektieren. Hier ein paar Anhaltspunkte:

  • Wie hat es ihnen gefallen, die Aufgaben von digitalen Medien zu übernehmen?
  • Was hat ihnen am besten gefallen? Was war schwierig?
  • Gibt es etwas, das sie jetzt öfter analog statt digital machen werden oder wollen?
  • Wann sind sie froh, dass sie etwas nicht analog machen müssen, sondern es die Möglichkeit gibt es digital zu erledigen?
Sarah Kowatschek

möchte am liebsten die ganze Welt bereisen. Solange das geld- und umwelttechnisch nicht geht, erkundet sie andere Welten in Büchern oder schreibt darüber, was in der Welt passiert. 

Elisabeth Mülleder

ist 2001 geboren und studiert jetzt Publizistik und Biologie in Wien. Am liebsten würde sie jeden Tag Nudeln essen und, wenn sie könnte, die ganze Welt bereisen.