WWW – World Wide Wohlfühlen

05.02.2023 | von Viola Elisabeth Haas
Im World Wide Web (dt.: weltweites Netz) können Kinder den unterschiedlichsten Berichten, Produkten und Personen begegnen. Einiges mag sehr interessant sein, manches kann für die Kinder aber auch Unbehagen oder sogar Angst hervorrufen. Wie die Kinder solche Situationen erkennen und mit ihnen umgehen können, finden sie in dieser Gruppenstunde heraus.
Gesamtzeit
Gesamtzeit
90 Minuten
Alter
Alter
10-12 Jahre

Cool_Claudia

„Wir kennen uns alle beim Namen, doch heute tauchen wir ab ins World Wide Web (dt.: weltweites Netz) und deswegen brauchen wir neue Usernamen.“ Mit diesen Worten kannst du die Gruppenstunde einleiten. Die Kinder suchen sich neue Namen aus, die ihre echten Namen beinhalten sollen, wie auch eine ihrer Stärken. Jedes Kind überlegt sich eine starke Eigenschaft, die sie*ihn auszeichnet. Bei älteren Kindern kann die Aufgabe erschwert werden, indem die Eigenschaft mit dem Anfangsbuchstaben des Vornamens beginnt. Reihum stellen sich die Kinder mit ihren Namen vor: Ich bin der feinfühlige Fabian, ich bin die kreative Karin, …. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch auch Namensschilder basteln.

 

Gutes Bauchgefühl

Bei Challenges, Gruppenfotos, Videos, aber auch bei realen Begegnungen, sollen alle beteiligten Personen mit „gutem Bauchgefühl“ dabei sein können. Es ist wichtig, die Kinder darin zu bestärken auf ihr Bauchgefühl zu hören und sich zu melden, wenn sie etwas als unangenehm empfinden – das kann auch schon das Bussi von der Großtante oder eine kleine TikTok Challenge sein.

Hierfür ist es hilfreich die eigenen Gefühle zu kennen. Setzt euch in einen Kreis. Von der Gruppe werden „Gefühle“ gesammelt, die die Kinder kennen (Freude, Trauer, Wut, Glück usw.). Du schreibst die Nennungen auf kleine Zettelchen. Anschließend versuchen die Kinder, die wollen, die Gefühle pantomimisch darzustellen. Die Gruppe versucht die Gefühle zu erraten. 

 

MEIN Foto

Um im World Wide Web (WWW) gut klarzukommen, ist es wichtig die eigenen Rechte zu kennen, wie zum Beispiel das Recht am eigenen Bild. Bei der folgenden Methode können die Kinder herausfinden, in welchen Situationen sie sich wohlfühlen und in welchen nicht.

Eine Seite des Raumes steht für „mag ich“, die andere Seite des Raumes steht für „mag ich nicht“.

Du liest die unterschiedlichen Situationen vor und die Kinder dürfen sich auf die Seite des Raumes stellen, die ihnen eher entspricht. Anschließend dürfen sie sagen, wie sie in der Situation reagieren würden, bzw. was sie machen oder sagen würden.

  • Du bist auf einem Familienausflug und deine Tante macht ständig Erinnerungsfotos und ruft „Lächle mal!“. 
     
  • Ihr seid auf Lager und ein Kind aus deiner Freundesgruppe hat die Idee, Freundschaftsfotos zu machen und zückt bereits das Handy, um zu fotografieren.
     
  • Du bist mit deinen Freundinnen im Schwimmbad und ihr filmt euch gegenseitig beim Hineinspringen. Du merkst, dass dir deine Badehose während dem Sprung verrutscht ist und man nun auf dem Video ein Stück von deinem Popo sieht.
     
  • Du hast mit deinen Freunden an einem Nachmittag lustige und ein bisschen peinliche Fotos gemacht. Gerade seid ihr nicht mehr so gut befreundet und dir wird erzählt, dass die Fotos dieses Nachmittags anderen gezeigt werden.
     
  • Deine Freundinnen sind bei dir zu Besuch, deine Mama zeigt ihnen bei einem Gespräch Babyfotos von dir.

Quelle: Methode aus der Gruppenstunde zum Kinderschutz-Plakat der Kath. Jungschar

 

Reflektiert gemeinsam die Übung mit folgenden Fragen:

  • Kennst du eine dieser Situationen? Warst du schon mal in einer dieser Situationen?
  • Kannst du deutlich spüren, ob du ein Foto machen möchtest oder nicht?

Gib den Kindern nach der Reflexion folgende Sätze mit (du kannst sie auch ausdrucken und aufhängen):

Über deine Fotos und Videos bestimmst du!

Du darfst selbst entscheiden, ob du fotografiert oder gefilmt werden möchtest. Wenn du keine Lust dazu hast, dann gib Bescheid und sag deutlich „Nein!". Hat jemand ohne deine Erlaubnis ein Foto/Video gemacht, bitte sie*ihn es zu löschen.

 

STOPP heißt STOPP

Zu spüren und wahrzunehmen, dass eine Situation unangenehm ist, ist der erste Schritt. Der zweite Schritt ist es, dieses Gefühl klar zu kommunizieren und „Stopp“ zu sagen.

Für die folgende Übung finden sich die Kinder zu zweit zusammen. Kind A sucht sich einen Platz im Raum. Kind B hat die Aufgabe auf Kind A zuzugehen, bis es „Stopp“ sagt. Der Moment, an dem eine Begegnung zu nahe wird, ist für jede und jeden ein anderer. Wichtig ist, dass Kind A genau hinspürt, wann Kind B die Wohlfühl-Grenze überschreitet und zu nahe in den persönlichen Bereich kommt. Dann ist es Zeit deutlich „Stopp“ zu sagen. Kind B muss dieses „Stopp" respektieren und darf sich Kind A nicht weiter nähern. Kind A kann sich zusätzlich zum Wort „Stopp“ noch eine Geste überlegen, zum Beispiel die Hand schützend vor den Körper halten.

Die Zweierteams können die Rollen wechseln und diese Übung mehrmals nach Belieben durchführen.

Stelle den Kindern folgende Fragen zur Reflexion der Übung:

  • Wurde deine Grenze überschritten?
  • Woran erkennst du das?
  • Wie fühlt es sich an und wo im Körper spürst du das?
  • Welche Geste hast du gewählt?
  • Gibt es Situationen in deinem Alltag, wo du öfter „Stopp“ sagen willst und deine Geste einsetzen kannst?
  • Gibt es Situationen im Internet (Instagram, WhatsApp, TikTok, ...), wo du öfter „Stopp“ sagen willst, zum Beispiel beim Posten von Fotos oder beim Mitmachen einer Challenge?

 

#ichbinstark

Die Kinder überlegen sich, welche Gedanken und Wörter ihnen helfen, ihr Bauchgefühl wahrzunehmen und bei unangenehmen Situationen „Stopp“ sagen zu können. Was bestärkt sie und gibt ihnen Kraft?

Lege Stifte, Kleber, Scheren, Zeitschriften, Zeitungen und ausgedruckte Bilder mit unterschiedlichen Motiven auf, wie auch die Instagram-Post-Vorlage. Jedes Kind nimmt sich eine Vorlage und gestaltet einen analogen, persönlichen „Bestärkungs“-Post. Sie können eine Collage mit den Fotos und Wörtern der Zeitschriften machen oder etwas zeichnen. Darunter können sie mit Hashtags (#) ihre bestärkenden Wörter und Sätze aufschreiben.

Zum Abschluss setzt ihr euch im Kreis zusammen. Wer möchte, kann ihren*seinen Post vorstellen und erzählen, was sie*ihn stärkt und Kraft gibt.

 


Material: kleine Zettelchen, Stifte, Kleber, Scheren, Zeitschriften, Zeitungen, ausgedruckte Bilder, Instagram-Post-Vorlage

Wo finde ich Unterstützung und Beratung?

  • 147 Rat auf Draht: Kostenloser, anonymer 24h-Notruf für Kinder, Jugendliche und deren Bezugspersonen unter der Nummer 147 (ohne Vorwahl) sowie Online-Beratung
  • Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs: Kontaktadressen, Angebote und Themen rund um die Rechte von Kindern und Jugendlichen
  • Die Möwe: Kinderschutzzentren für physisch, psychisch oder sexuell misshandelte Kinder; kostenlose Telefonberatung unter 01/532 15 15 (Mo-Do 9-17 Uhr, Fr 9-14 Uhr), Online-Beratung: die-moewe.beranet.info
  • Herzklopfen: Online-Beratung für junge Leute zu den Themen Sex und Liebe
  • Sextra: pro familia SEXTRA - Onlineberatung und Info
  • Saferinternet.at unterstützt vor allem Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien.

Gemeinsam sicher online

Du willst mehr zu diesem Thema wissen? Hier findest du einen Artikel dazu: Gemeinsam sicher online

Viola Elisabeth Haas

arbeitet mit Begeisterung als Referentin für die Dreikönigsaktion und fürs voll.bunt im Jungscharbüro Linz. An freien Tagen fühlt sie sich unter Freund*innen, beim Hip Hop Tanzen, am Fahrrad oder im Attersee am pudelwohlsten.